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26.11.2019, Nordseezeitung Bremerhaven:

Wenn ein Chor wie ein Glockengeläut klingt

Hohe Gesangskultur: Hugo-Distler-Ensemble aus Lüneburg
gastiert mit Musik zum Totensonntag in der Großen Kirche

Die Männerstimmen beginnen, die Frauenstimmen legen sich darüber: „O sacrum convivum“ (O heiliges Gastmahl) singen sie im schwingenden Rhythmus, bis der Hörer glaubt: Da läuten Glocken. Die A-cappella-Motette des Litauers Vytautas Miskinis erwies sich beim Konzert des Lüneburger Hugo-Distler-Ensembles in der Großen Kirche als Werk von enormem Klangreiz. Eher unbekannte Werke auszuwählen, zahlte sich an diesem Abend vor Totensonntag unbedingt aus.

Zu entdecken war etwa das 1989 vefasste „Prager Te Deum“ des Tschechen Petr Eben. Dafür hatte Chorleiter Erik Matz fünf vorzügliche Instrumentalisten mitgebracht: die Trompeter Rita Arkenau-Sanden und Oliver Christian, die Posaunisten Steffen Happel und Hiroaki Sasaki sowie Schlagzeuger Clemens Bütje. Der Einsatz von Triangel, drei Pauken und Röhrenglocken, die gestopfte Trompete und der mit den ausgefeilten Chorstimmen verwobene, an Janácek erinnernde Bläsersatz machten unerhört Effekt. Dazu brillierte Kantor David Schollmeyer an der Orgel noch mit dem Finale aus Petr Ebens „Sonntagsmusik“ von 1958. Der hochvirtuose Satz im Stil französischer Toccaten versteckt  – an der·Ohren der kommunistischen Kulturfunktionäre vorbei – die katholische Sequenz „Salve Regina“.

Blech und Pauken (samt Truhenorgel) hatten auch zu Beginn des Konzerts Henry Purcells Trauermusik, 1695 zum Begräbnis der englischen Queen Mary II. komponiert, das Geleit gegeben. Hier ließen die 16 Sängerinnen und 12 Sänger bei aller Kunstfertigkeit noch ein paar Eintrübungen erkennen. Denn so fein abgestimmt sich die klagenden Halbtonschritte in die Höhe schraubten: Mancher Sopraneinsatz wirkte recht angestrengt, und vom Text verstand man wenig. Auch Johann Sebastian Bachs doppelchöriger Motette „Komm, Jesu, komm“ BWV 229 fehlte – ohne stützende Continuo-Begleitung – die letzte Geschmeidigkeit und lntonationssicherheit.

Um so stimmungsvoller die Beiträge der Romantik: das „Requiem“ von Peter Comelius und die 16-stimmige Fassung von Gustav Mahlers Lied „Ich bin der Welt abbänden gekommen“. Mit dem „Rausschmeißer“ wuchs die Begeisterung der kleinen Hörerschar noch mehr: Sie durfte in Colin Mawbys pompöse Version des Liedes „Großer Gott. wir loben dich“ kraftvoll einstimmen.

(Sebastian Loskant, Nordseezeitung, Bremerhaven)


Feuilleton im Netz (Die Neue Barftgaans), 06.05.2019:

Einfach glanzvoll!

„Marienvesper“ in St. Marien war großes Kino

Das Wort „glanzvoll“ in der Überschrift ist unbedingt zwiefach zu verwenden: Zunächst erstrahlt die sanierte St. Marien Kirche in Uelzen in einer Schönheit, die den Atem nimmt, lehnt man sich zurück und lässt den Blick ins Gewölbe schweifen.

Und dann standen am Wochenende rund 120 Sängerinnen und Sänger der St.-Marien-Kantorei Uelzen und des Hugo-Distler-Ensembles aus Lüneburg in dieser Kulisse. Dazu gesellten sich sieben Solisten und das Barockorchester „Ensemble_ Historisch 21“ mit Konzertmeisterin Galina Roreck.

190505 marienvesper totale foto kaiserAuf dem Programm die „Marienvesper“ von Claudio Monteverdi (1567 bis 1643). Monteverdi gab das Werk, diese Sammlung geistlicher Partituren, drei Jahre nach seiner  Oper „L’Orfeo“ mit dem Libretto frei nach dem griechischen Mythos um Orpheus und Euridike heraus, mit der er die Oper überhaupt richtungsweisend formte.

Seine „Marienvesper“ widmete er als Teil einer in acht Stimmbüchern gedruckten Sammlung Papst Paul V. Vermutlich wollte sich der Komponist - auch aus finanziellen Gründen - um ein Kirchenamt bewerben.

Wie jede andere Vesper besteht die „Marienvesper“ aus einem Invitatorium (Einleitung des Stundengebets des liturgischen Tages), fünf Psalmen, einem Hymnus und einem Magnificat.  Traditionelle Kompositionstechniken verbinden sich mit hochmodernen Elementen der Zeit. Zwischen die Psalmen fügte Monteverdi noch vier Concerti im konzertanten Stil.

190505 marienvesper orchester foto kaiserBedenkt man, dass Monteverdi das alles ziemlich genau 100 Jahre vor Bach schrieb, verblüfft die Musik angesichts ihrer zeitlosen Modernität ungeheuer. Das Werk ist in Form und Besetzung so abwechslungsreich angelegt und so farbenfroh und ausdrucksstark ausgeführt, dass es die Zuhörer ergreift. Natürlich setzt das bei allen Akteuren ein Maß an Können und Vertrautheit voraus, wie andere Kompositionen der Zeit nicht.

Und genau hier darf man sich des zweite „glanzvoll“ der Überschrift bedienen: Was die Sänger und Instrumentalisten (ausnahmslos alle!) hier zu leisten vermochten, das war beeindruckend, tief berührend und begeisternd. Vom ersten bis zum letzten Ton herrschten in dieser Aufführung Stimmkultur und Stilsicherheit. Die zwei Chöre stellten sich den mehrstimmigen Parts jederzeit voll präsent und makellos, zeigten auch nach 100 Minuten im allerletzten Tutti keinerlei Schwäche.

190505 marienvesper solisten foto kaiserDie Solisten: Bettina Pahn und Franziska Bobe sangen das Sopranfach voller Leichtigkeit und Eleganz, wobei Bobe ganz besonders in der Lage war, das Orchester zauberhaft zu überstrahlen. Henning Voss sprang kurzfristig für die erkrankte Altistin Michelle Neupert als Altus ein und stand sicher grundiert und mühelos. In Andreas Posts und Michael Connaires  Tenören und Sebastian Bluths und Henryk Böhms Baritonen flackerte nichts, nichts war kurzatmig oder schrillte. Dafür hörte man Innigkeit, Energie und Schönheit.

Der Originaldruck sah zwei Möglichkeiten zur Aufführung der Vesper vor: mit Instrumenten oder nur mit einem begleitenden Generalbass. Erik Matz, der die Gesamtleitung hatte, entschied sich fürs Orchester und es war ein Hörgenuss mit den historischen Instrumenten wie Zink (Blechbläser) und Theorbe (Laute).

Die „Marienvesper“ ist ein vielfältiges Werk, in dem Melodie, Polyphonie, Rhythmik und der spezifische Einsatz von Instrumentalem zu effektvollen und spannungsvollen Passagen kombiniert werden. Die Vokalbesetzung reicht von Sechs- bis hin zur doppelchörigen Zehnstimmigkeit.

190505 marienvesper hugo distler ensemble foto kaiserKantor Erik Matz hatte sich wieder viel und vor allem Anspruchsvolles vorgenommen, aber der aufbrandende Applaus am Ende sollte ihm bestätigt haben, wie sehr sich Aufwand und Mühe lohnten. Er selbst wusste die über die ganze Breite des Mittelschiffs aufgestellten zwei Chöre, die sich in Bestform zeigten, zusammenzuhalten. Solisten und Orchester besaßen Format und eine große Ausstrahlung.

Man musste die Texte im wieder inhaltlich ansprechend gestalteten Programmheft nicht mitlesen, das lenkte nur von der musikalischen Schönheit und Kreativität ab. Zudem waren die, ohne hier blasphemisch werden zu wollen, die übliche Lobpreisung und die sozialen Gerechtigkeitsversprechen („Herrscher hat Er vom Thron gestürzt, Niedrige aber erhoben…“). Oder die klanggewaltige Versicherung: „Baut der Herr nicht das Haus, mühn sich umsonst, die daran bauen!“

Summe: Mit einer Zartheit, die unantastbar war, mit eisernen Stimmbändern und wohllautendem, beseeltem Timbre, mit stimmlicher Noblesse und höchst glaubwürdig – das war die „Marienvesper“ in der Aufführung unter Erik Matz. Ein lautes Bravo!

(Barbara Kaiser)


07.01.2019, Allgemeine Zeitung Uelzen

Stimmen verschmelzen
„A Ceremony of Carols“ in der Uelzener St.-Marien-Kirche

Uelzen – Auch wenn schon mancher Christbaum abgeschmückt war – die Weihnachtszeit war noch nicht vorbei. Für die meisten war das mit dem gestrigen Erscheinungsfest, „Heilige Drei Könige“, soweit. Da war das schöne Konzert für Chor und Harfe „A Ceremony of Carols“ mit dem Hugo-Distler- Ensemble Lüneburg unter Leitung von Erik Matz in der St.-Marien-Kirche ein anrührendes Schluss-Highlight.

Mit dem Konzert beging das preisgekrönte Hugo-Distler- Ensemble auch sein 30-jähriges Bestehen. Werke aus dem vergangenen Jahrhundert fanden sich im Programm von zwei nordischen, einem französischen, einem estnischen und mehreren britischen Komponisten. Fast ausnahmslos hatten die Einzelstücke Wurzeln in früheren Jahrhunderten. So umrahmte der alte Hymnus „Veni, veni Emmanuel“ in zwei Versionen das Konzert.

Zu Beginn standen sich im Chorraum die Frauen und Männer gegenüber, um dann auseinander zu schreiten. In den vielen Unisono-Passagen des Abends wirkte das Konzert wie aus einem Mund. Auch solistische Zwischenteile und große Mehrstimmigkeit überzeugten. Als Frauenchor mit Harfe wurden die recht charaktervollen, kontrastreichen Lobe-Stücke teils enorm ausdrucksstark (Wolcum Yole), jedoch stets auf tiefgründigen Ausdruck bedacht dargeboten. Und das alles im „Middle English“ – was eine besondere Herausforderung ist.

Harfenistin Birthe Meyer konnte in dem Solo-Stück „Chanson dans la Nuit“ von Carlos Salzedo zeigen, was sich an Klangfarben durch spezielle Spieltechnik herausholen lässt. Ob nun heraufgleitende Glissandi mit dem Fingernagel auf den Saiten der Pedalharfe oder auch das perkussive Klopfen auf die Resonanzdecke.

Das von seiner Entstehungsgeschichte her interessante Auftragswerk für Ralph Vaughan Williams „Nine Carols for male voices“ bestach durch die facettenreichen, klangvollen Sätze. Mit dem „Magnificat“ von Arvo Pärt zeigte sich der Chor herausragend, ließ die Stimmen verschmelzen, bot die feinen Dissonanzen unglaublich zart. Berührend!

Weihnachten wurde erneut erlebbar. Und durch die erklatschte Zugabe „Angel Carol“ des britischen Komponisten John Rutter noch gekrönt.

(Ute Bautsch-Ludolfs)


Neue Osnabrücker Zeitung, 28.05.2018:

Werke des 20. und 21. Jahrhunderts
Strahlender Klang: Kammerchöre geben Konzert in St. Johann

Osnabrück. Der Kammerchor St. Johann teilte sich am Samstag ein Konzert mit Werken des 20. und 21. Jahrhunderts mit dem Hugo-Distler-Ensemble aus Lüneburg.

Schwungvoll geht das muntere Wechselspiel hin und her in der berühmten Vertonung des 100. Psalms von Heinrich Schütz: „Jauchzet dem Herrn“. Zwei gleichwertige Chöre sind dazu angetreten, der Kammerchor St. Johann als einer der besten Chöre Osnabrücks hat mit dem Hugo-Distler-Ensemble einen der vermutlich besten Chöre Lüneburgs zu Gast.

Christian Joppich setzt beim gemeinsamen Beginn manche Nuance besonders in Szene („Denn der Herr ist freundlich“), geht aber grundsätzlich mit Elan an das Stück heran. Abgesehen von dem Stück von Schütz zu Beginn und einem Stück Verdis am Schluss ist das gesamte Programm dem 20. und 21. Jahrhundert vorbehalten. Mit dem Kyrie aus Frank Martins doppelchöriger Messe beginnt der Kammerchor St. Johann, der den ersten Teil des Konzerts alleine bestreitet – wie im Französischen üblich, klingt es hier „Kirie“. Stark sind die Osnabrücker in den expressiven Klängen, die schon bald mächtig im Raum stehen, kraftvoll flutet der Chor die Kirche mit seinem strahlenden, leuchtenden Klang. Christian Joppich bleibt selbst in ruhigeren Passagen bei straffen, recht zügigen Tempi.

Ganz anders Erik Matz, Chorleiter des Hugo-Distler-Ensembles, der deutlich mehr Ruhe hat und offenbar die meditativen Qualitäten stärker schätzt. Die enorme Schlagkraft der Osnabrücker ruft er bei seinem Chor nicht ab, der insgesamt verhaltener und weniger strahlend klingt, dafür weicher. Beide Ensembles sind somit klanglich klar zu unterscheiden. Als „Spezialeffekt“ bieten die Lüneburger bei Buchenberg und Ešenvalds zwei verschiedene, klanglich sehr angenehme Sopransoli, eins in eher tiefer Lage, eins heller und leichter, beide schlicht und entspannt gesungen. Herausforderungen für das Ohr bieten die Werke wenig, solche für die Sänger hingegen schon, denn auch das Hugo-Distler-Ensemble hat sich recht anspruchsvolle Literatur gewählt, bewältigt sie aber mit konzentriert-sorgsamem Vortrag, reiner Intonation und guter Balance.

Selten wohl ist ein 60-köpfiger Chor so gut besetzt, und so sind weitere gemeinsam gesungene Stücke von Vytautas Miškinis, Giuseppe Verdi und als Zugabe von Josef Rheinberger ein besonderer Genuss.

(Jan Kampmeier, Neue Osnabrücker Zeitung, 28.05.2018)


25.07.2015, Nordseezeitung Bremerhaven:

Das wohlige Klangbad eines Spitzen-Kammerchors

Hugo-Distler-Ensemble aus Lüneburg gestaltet vor großem Publikum das erste Konzert in der frisch gestrichenen Großen Kirche

BEREMERHAVEN. Irgendwo zwischen „olivgrün“ und „güldengrün“, wie Pastor Dirk Scheider in seiner Begrüßung anmerkte, präsentiert sich die frisch gestrichene Große Kirche. Doch die riesige Besucherschar war keineswegs nur - frei nach Goethe - „zum Schauen bestellt“. Kantor David Schollmeyer hatte zum offiziellen Empfang nach der Renovierung auch seinen „persönlichen Lieblingskammerchor“ eingeladen. Beim Hugo-Distler-Emsemble aus Lüneburg lohnte es sich, die Ohren zu spitzen.

Chorleiter Erik Matz legt hörbar besonderen Wert auf einen homogenen, ausgewogenen Grundton. Seine 16 Sängerinnen und 9 Sänger pflegen eine warme, harmonisch runde, wohltönend in sich ruhende Klanglichkeit - ein Vollbad für die Gehörnerven.

Die Herren meist in der Mitte, die Damen locker an den Seiten: In dieser Aufstellung ging es durch europäische Psalmvertonungen aus vier Jahrhunderten. Gleich im „Psallite Domino“ des Shakespeare-Zeitgenossen William Byrd und in der Mottette „Wie lieblich sind deine Wohhnungen“ des Schütz-Freundes Andreas Hammerschmidt beeindruckten der ruhige Fluss und die schwebende Leichtigkeit dieses A-cappella-Singens.

Klangblöcke getürmt

Nicht anders die Werke der romantischen Epoche: Moritz Hauptmanns „Herr, ich schrei zu dir“ im sanften Mendelssohn-Ton erwies sich als veritable Entdeckung. Und die drei Psalmlieder op. 13 des Liszt-Freundes Peter Cornelius entwickelten einen sanften Sog, wobei die Soprane mit schönen Klangkronen, die Bässe mit markiger Grundierung erfreuten. Dazu passend fügte David Schollmeyer an der Orgel eine Interpretation von Johann Sebastian Bachs Präludium und Fuge c-Moll BWV 546 ein, die mit starker Bassbetonung Klangblöcke auftürmte und das tänzerische Element zurücknahm.

lm Verlauf des 90-minütigen Programms erwies sich allerdings die Auswahl von überwiegend homophonen Werken - also Stücken, in denen die Stimmen meist gleichmäßig parallel und selten gegeneinander geführt werden - als etwas einseitig. Zumal der Verzicht auf knackige Artikulation auch stilistische Unterschiede einebnete: Das 20. Jahrhundert mit Benjamin Britten und Ferenc Farkas schien da von der Renaissance nicht allzu weit entfemt.

Immerhin stachen einige Stücke durch besondere Originalität heraus. Felix Mendelssohns dramatische Motette „Warum toben die Heiden“ und das in vielerlei Klangschattierung durch alle Stimmen huschende Wort „Jubilate“ beim 1939 geborenen Dänen John Høybye erinnerten daran, dass Psalmverse nicht nur liturgische Hymnen, sondern auch sehr intensive Zwiesprachen mit Gott sein können.

Besonders markant geriet (trotz leichter Schwächen bei lntonation und Reaktionsschnelligkeit) die virtuose Motette „Singet dem Herrn ein neues Lied“ von Hugo Distler, in der die Stimmen wie ein rasantes Glockengeläut ineinandergreifen. Ebenso reizvoll die Volkslied-Zugaben aus Schweden und Deutschland („Kein schöner Land“). Der Beifall für diesen hochrangigen Abend währte lang.

Wer mag, kann das Hugo-Distler-Ensemble am Sonntag um 18 Uhr im Hamburger „Michel“ noch einmal hören.

(Sebastian Loskant, Nordseezeitung Bremerhaven, 25.07.2015)


29.07.2015, Winsener Anzeiger

Lobpreisung für die musikalischen Lobpreisungen

Hugo-Distler-Ensemble beeindruckte das Salzhäuser Publikum - Chor soll wiederkommen

se Salzhausen. Einen weiten Bogen von der Klassik über die Romantik bis zur Gegenwart spannte jetzt das Hugo-Disller-Ensemble in der St.-]ohannis-Kirche in Salzhausen. Verbindendes Element waren dabei europäische Psalmvertonungen aus vier Jahrhunderten. Das „Jubilate-Deo“-Programm begeisterte die zahlreichen Zuschauer. Sie dankten mit langanhaltendem Applaus für diesen musikalischen Genuss.

Unter der Leitung von Erik Matz setzt der Chor mit dem „Psallite Domino“ des englischen Komponisten William Byrd ein erstes Ausrufezeichen. Das fachkundige Publikum zeigte sich beeindruckt von der großen Homogenität und Textsicherheit, mit der das Ensemble dieses Werk und auch das folgende Barockstück „Wie lieblich sind deine Wohnungen“ von Andreas Hammerschınidt interpretierte. „Singet dem Herren ein neues Lied“ von Hugo Distler zeigte nicht nur die Rationalität und Klarheit auf, die die Werke dieses Komponisten auszeichnen. Das Ensemble wusste auch mit geschliffenen Harmonien zu überzeugen. Ausdrucksstark folgten drei Werke des im 19. Jahrhunderts lebenden Komponisten Peter Cornelius und des Ungam Ferenc Farkas, ehe Erik Matz auf der Becker-Orgel mit einem Stück von Johann Sebastian Bach für ein Zwischenspiel sorgte.

„Warum toben die Heiden“ von Felix Mendelssohn und ein sechsstimmiger Chorsatz des 1939 geborenen John Hoybye sollten das Konzert eigentlich beenden. Dabei hatte das Ensemble die Rechnung jedoch ohne das fachkundige Publikum gemacht. Mit großem Applaus forderten und erhielten sie zwei Zugaben, bei denen das Ensemble noch einmal sein ganzes Können unter Beweis stellte. Mit zwei Volksliedern, dem schwedischen „Uti var Hage“ und „Kein schöner Land“ eroberte das Ensemble sich endgültig einen Platz im
Herzen der Salzhäuser Musikfreunde. Sie verabschiedeten die Sänger mit langanhaltendem Applaus und dem Wunsch, der Chor möge bald wiederkommen.


08.12.2014, Landeszeitung für die Lüneburger Heide

Über den lieblichen Schlaf des Jesuskindes

Konzert des Hugo-Distler-Ensembles in der St. Nikolaikirche

aat Lüneburg. Von menschlichem Dunkel und dem nahenden, Hoffnung bringenden Morgenstem als Symbol Christi kündigt das 1938 erschienene Gedicht Jochen Kleppers „Die Nacht ist vorgedrungen“. Der
thüringische Kantor Johannes Petzold vertonte es, und seitdem ist dieses Lied fester Bestandteil diverser Gesangbücher. Der 1955 geborene Kirchenmusiker Christoph Burkhardt schrieb zur Melodie einen empfindsamen Chorsatz, mit dem das Hugo-Distler-Ensemble unter Gastdirigent Frank Löhr sein besinnliches Adventskonzert in St. Nikolai eroffnete.

Sanfte leise Töne voller unterschwelliger Strahlkraft unterstrichen die von Sanftmut geprägte Prunklosigkeit dieses Liedes. Frank Löhr, der in St. Nikolai bisher vor allem als Leiter des Ahrensburger Kammerorchesters auftrat, zeigte sich als feinnerviger Chordirigent, der das hervonagend disponierte Ensemble weit gefächerte dynamische Bögen spannen ließ. Auf jede Nuance seines konzentrierten Dirigats reagierten die rund 25 Sängerinnen und Sänger des seit 1988 bestehenden A-cappella-Chors, der normalerweise von Eric Matz in Uelzen geschult und geleitet wird.

Werke aus der Übergangszeit zwischen Renaissance und Barock, vier Motetten aus dem 20. Jh. von Francis Poulenc sowie Gesänge von Gibbons, Rheinberger und Frank Löhr bildeten die drei großen Abschnitte des chorisch anspruchsvollen und stilistisch vielschichtigen Programms. Als Intermezzi fungierten zwei adventliche Choralvorspiele über das Lied „Nun komm der Heiden Heiland“, eines von Buxtehude (BuxWV 211, das andere von Johann Sebastian Bach (BWV 659), ornamentiert von Nikolai-Kantor Stephan Metzger-Frey an der romantischen großen Orgel.

Seit seiner Teilnahme am Deutschen Chorwettbewerb Dortmund vor vier Iahren darf der Chor sich zu den besten zehn Kammerehören Deutschlands zählen. Seine Klasse bestätigte das Ensemble an diesem Abend mit wohlklingenden Sätzen von Hassler („Verbum caro“), Prätorius („Der Morgenstern“), de Victoria („O Magnum Mysterium“) und Monteverdi („Rutilante in nocte“).

Lebendige transpare Klangenergie bei größtmöglicher Textverständlichkeit zu kreieren, gehört zu den Stärken des Dirigenten Frank Löhr, der auch zwei eigene Kompositionen bot. Gerahmt von Rheinbergers hochromantischer Adventsmotette „Prope est Dominum“ und „Thus Angels sung“ des Barockmeisters Orlando Gibbons, erklangen zwei Weihnachtslieder aus Frankreich und England, die Löhr effektvoll für 4- und 6-stimmigen Chor arrangierte. „Entre le bœuf et l’ane gris“ („Zwischen Ochs und Grauesel“), besingt mit himmlisch zarten Floskeln und wiegenden Refrains den lieblichen Schlaf des Jesuskindes; das traditionelle englische Weihnachtslied „Comfort an Joy“ akzentuiert durch Löhrs Handschrift weihnachtlichen Jubel. Am Ende gab es viel Applaus aus dem voll besetzten Mittelschiff.

(Landeszeitung für die Lüneburger Heide, 08.12.2014)


02.06.2014, Kreiszeitung Syke

Hugo-Distler-Ensemble aus Lüneburg besticht durch Vielstimmigkeit und Perfektion

Applaus – erst zaghaft, dann frenetisch

Bassum - Das Hugo-Distler-Ensemble begeisterte am Freitagabend das Publikum in der Stiftskirche. Dirigent Erik Matz führte seine Sängerinnen und Sänger unaufgeregt und mit viel positiver Ausstrahlung zu einer bravourösen Leistung, die auch fachkundige Zuhörer am Ende außerordentlich lobten.

„Sie haben vor etwa 30 Jahren ihre ersten Orgelstunden hier in Bassum gehabt“, erinnerte Dr. Jürgen Rosendahl als Vertreter des Kirchenvorstandes in seiner Begrüßungsansprache den gebürtigen Bassumer Dirigenten an dessen Anfänge.

140531 hde bassum foto kollschenUnd die Zuhörer wurden nicht enttäuscht. Der Chor, die Männer ganz in schwarz und die Damen mit rotglänzenden halblangen Jacken, stieg mit der vierstimmigen Motette „Komm, Heiliger Geist“ von Carl Reinthaler fulminant in das A-cappella-Konzert ein. Sowohl in leisen als auch in starken Passagen war jede Stimme klar zu unterscheiden und harmonierte perfekt.

Nachdem sich der Chor neu aufgestellt hatte, ging es mit „O sacrum convivium“, ein Stück für vierstimmigen Chor, von Oliver Messiaen weiter. Hier bestachen neben perfekt ausgeführten Crescendi wieder einmal sowohl leise als auch starke Abschnitte.

Erst nachdem das Ensemble fünf der insgesamt neun Werke vorgetragen hatte, wagten einige Zuhörer einen zunächst vorsichtigen, dann aber frenetischen Applaus. Das war der Moment, als Eric Matz zur Orgelempore hochstieg, um das Präludium D-Dur BWV 532 von Johann Sebastian Bach zu spielen, ein willkommenes Intermezzo zur Konzertmitte, das ebenfalls mit viel Beifall bedacht wurde.

Sein großes Klangvolumen stellte das Ensemble, das Erik Matz seit 1998 leitet, in den nächsten beiden Werken unter Beweis. Immer auf den Punkt konzentriert gipfelte die Motette „Das ist mir lieb“ von Johann Hermann Schein in den Hallelujahs. Hier entfalteten sich die ganze Freude und das Engagement der Sänger. Die Klangfarben der Bässe und Tenöre füllten das Innere der Kirche, während sich die klaren Sopranstimmen selbst in höchsten Lagen nicht überreizten.

Modern bearbeitet und arrangiert waren die beiden letzten Stücke, das „Alleluja“ von Vytautas Miskinis für neunstimmigen Chor und sein „Te lucis ante terminum“ für achtstimmigen Chor. Jetzt wollte der Applaus kaum enden. Das Publikum wünschte eine Zugabe und bekam sie. „Wir singen ihnen eine frische Komposition von Sven David Sandstöm zu einem Text von William Blake ,To see World in a Grain of Sand‘“, so Matz. In diesem Stück war dann noch einmal alles drin, was das Ensemble zu leisten imstande ist. Wieder brauste lauter Beifall auf, wobei es einige Zuhörer nicht auf den Bänken hielt. Erst eine zweite Zugabe stellte das Publikum zufrieden.

Schöne Geste am Ende und Ausdruck eines gut harmonierenden Ensembles: Die Sängerinnen und Sänger zollten ihrem Dirigenten Applaus. (bbk, Kreiszeitung Syke, Montag, 02.06.2014)


09.12.2013, Landeszeitung für die Lüneburger Heide:

Das Licht in der Nacht

Chorkonzert in der St. Nicolaikirche

hjr. Lüneburg. Hell und Dunkel, das Licht in der Nacht: Weihnachten naht, der Stern über Bethlehem. Diese Symbole nimmt der Advent voraus, führt langsam auf das Fest. Das geschieht allzu häufig mit opulenter Pracht und fast erdrückender Wucht. Es geht auch behutsamer, leiser, substantieller. Einen solchen Weg beschritten die hervorragend präparierten Vokalisten des Hugo-Distler-Ensembles. Ihnen ist entflammte Euphorie eher suspekt. Unter Leitung von Erik Matz führte der Chor durch die wechselnden Farben der Vorweihnachtszeit. Ein Konzert der ungewohnten Töne, besinnlich im Charakter, Tiefe auslotend. Den Zuhörern in der gut besuchten Lüneburger St. Nicolaikirche gefiel die musikalische Einkehr außerordentlich.

Vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart reichte der Programmrahmen, den Ensemble und Dirigent mit sensiblem Gespühr für die markanten Stärken ausgesucht hatten. Den hohen Qualitätsanspruch bestätigten die Ausführenden erneut und garantierten einen mehr als beachtlichen Standard: Textverständlichkeit, exzellente Intonation, Ausgewogenheit der Stimmen, feinste Differenzierung. Fähigkeiten, die immer wieder staunen lassen.

Thomas Tallis war der älteste Komponist, 1505 geboren. Von ihm blitzte sehr kurz das fünfstimmige „O nata lux de lumine“ auf. Als jüngster Kollege stand der 58-jährige Christoph Burkhardt auf dem vielgestaltigen, dramaturgisch ausgeklügelten Programm-Plan. Dazwischen gab es manche Rarität und bekannte Namen wie Johann Sebastian Bach oder Felix Mendelssohn Bartholdy.

Eine sorgsam zusammengestellte Folge, die mehrfach durch Lesungen unterbrochen wurde. Burkhard Schmeer gestaltete mit sonorer Stimme und geschliffener Artikulation biblische und literarische Texte, vom Matthäus-Evangelium bis zu Clemens Brentano.

Im Zentrum Stand die Musik. „O nata lux“ von Morten Lauridsen faszinierte besonder: Weiches Kolorit, überstrahlt vom Sopran, wunderbar sphärisch schwebende Klänge, die das Pompöse konsequent meiden und gemaches Tempo bevorzugen. Erik Matz arbeitet mit seinem Chor intensiv, achtet auf Details, filtert Finessen und Essenzen aus den Noten, lauscht analytisch in die Werke, regt die Sänger zu bestechendem Timbre und lupenreiner Modulation an. Seltenheitswert hatte zum Beispiel „Nunc dimittis“ von Gustav Holst. Das Stück des „Planeten“-Komponisten zieht ein Sektrum zwischen Forte-Glanz und zartem Piano-Schmelz, vom Hugo-Distler-Ensemble bestens vitalisiert, genau wie Francis Poulencs „Hodie Christus natus est“.

Eine weitere Atempause gönnte Stefan Metzger-Frey den Choristen mit dem Orgelvorspiel zu Bachs „Nun komm der Heiden Heiland“. Das Publikum bedankte sich bei allen Beteiligten am Ende mit lang anhaltendem Applaus. (Heinz-Jürgen Rickert, Landeszeitung für die Lüneburger Heide, 09.12.2013)


18.11.2013, „Barftgaans“ – Das Magazin für in und um Uelzen:

Voller Klage und Kündungsgewalt

Oratorisches Abschlusskonzert zur Veranstaltungsreihe „75 Jahre Reichspogromnacht“
Von Barbara Kaiser

... Die Erinnerungswoche in Uelzen - „Als die Synagogen brannten“ - fand mit einem Oratorienkonzert beeindruckenden wie sinngewaltigen Abschluss. Kantor Erik Matz hatte seiner Kantorei, die gemeinsam mit dem Hugo-Distler-Ensemble Lüneburg, instrumental unterstützt von der „Camerata“ und der „ElbtonalPercussion“ Hamburg, sang, ein schwieriges Repertoire verordnet. Es bleibt die beunruhigende Frage, wann er seine Sänger mit noch größeren Projekten überfordern wird.

In der Aufführung von Michael Tippetts „A Child of our Time“ und Leonard Bernsteins „Chichester Psalms“ waren sie es nicht. Da erwies sich der große Chor als ein Ensemble voller Klage- und Kündungsgewalt, getragen vom leidenschaftlichen Engagement aller Beteiligten. Nie schwerfällig im Tuttigesang, nie triumphierend selbstgerecht, erklangen sicher geführte Stimmen, die den Partituren in die Verästelungen ihrer Seele folgten. ...


19.11.2013, Allgemeine Zeitung Uelzen

 Das Kirchenschiff durchflutend

Konzert der St.-Marien-Kantorei vollendete Veranstaltungsreihe zur Reichspogromnacht

Uelzen. Was für ein tief beeindruckender, emotional stark anrührender Abschluss der Reihe „Als die Synagogen brannten“ am Sonntagabend in der Uelzener St.-Marien-Kirche: Tippets Werk „A Child of our time – The darkness declares the glory of light“ ist eine eindringliche Mahnung. Volle monumentale Wucht, ausdruckskräftig, stimmgewandt. Und darin enthalten an zentralen Stellen fünf kunstvoll gestaltete, flutende Gospel – auswendig und bis in die einzelne Silbe gestaltet von der St.-Marien-Kantorei und dem Distler-Ensemble – im weltweiten Verständnis der Auflehnung gegen jedwede Unterdrückung.

Insbesondere „Go down Moses“ imponierte. Teilweise unisono vom Chor gesungen, teils verstärkt durch Orchesterinstrumente und dann „to let my people go“ mit dynamischen Steigerungen als Cantus-firmus-Satz gesungen. Aber Anderes ging auch unter die Haut. Die vier exzellenten Solisten (Marion Costa, Uta Runne, Andreas Post, Tobias Schabel), wobei der Tenor besonders herausragte, hatten in den drei Teilen des Werkes verschiedene Funktionen.

„Zeige mir meinen Schatten und mein Licht, so wird ich endlich ganz“, dieser zentrale Schlüsselsatz zu Beginn des Finales ist nach Tippets Worten die einzige Wahrheit, die ausgesprochen werden kann. Man solle die eigenen Schattenseiten bei sich akzeptieren. Geht es anfangs noch darum, dass „wir wie Saat vor dem Wind sind“, deutet sich am Ende an, dass die Saat wachsen kann, dass eine lebensfördernde Entwicklung möglich ist.

Das Werk endet mit der Anrufung Gottes „Lord“ im Unisono aller Musizierenden. Darunter auch das Orchester Hamburger Camerata, das ebenfalls gut vorbereitet den Wechsel der Empfindungen und Ereignisse in variablen Klängen fein abgestimmt zum Chor und den Solisten darbot. Brandender Applaus!

Leonard Bernsteins Chichester Psalms, bezogen auf hebräische Psalmentexte, begann mit „Wach auf …“ (Psalm 108,2) das Kirchenschiff durchflutend, durchjagend. Unüberhörbar, dass Elbtonal Percussion Hamburg mit dabei war. Auch der zweite traumhaft-lyrische Satz ließ den Atem stocken, beeindruckte er vor allem durch den von zwei Harfen begleiteten hellen Altus Jakob Lipinsky im Wechselspiel mit dem Chor. Das Werk hat seine musikalischen Herausforderungen, vor allem rhythmisch und dann noch in hebräischer Sprache, was der Chor jedoch – gut vorbereitet von Dirigent Erik Matz – hervorragend meisterte.

Jedes Wort, jede Phrase, jeder Spannungsbogen kam zur Geltung, wie schon beim Tippert. Freude und Frieden wider Trauer und Krieg – es wurde vielstimmig gelitten, jubiliert, gefleht, unterstützt mit sanften und tobenden Klängen der Instrumentalisten. Dynamisch intensiv.

Am Ende heißt es: „Seht doch, wie gut und schön ist es, wenn Brüder (und Schwestern) miteinander in Eintracht wohnen.“ Großartig, was Kirchenmusiker Erik Matz präsentierte. (Ute Bautsch-Ludolfs, Allgemeine Zeitung Uelzen, 19.11.2013)


27.02.2013 - Kreiszeitung-Wochenblatt

Das ist reif für den Wettbewerb

Das Hugo Distler Ensemble singt „Neue Teutsche Lieder“

aat Salzhausen. Ein Potpourri aus „Neuen Teutschen Liedern“ von Orlando di Lasso, Volksliedern sowie romantischen Chorkompositionen von Reger, Schumann und Brahms hat das Lüneburger Hugo Distler Ensemble einstudiert. Der bestens disponierte Chor stellte sein neu erarbeitetes Programm unter der Leitung von Erik Matz am Wochenende in zwei Konzerten vor: in der Johannis-Kirche Salzhausen und in der Lüneburger Ritterakademie.

Nach dem eingangs gesungenem Magnificat ... von Melchior Franck bestimmten Jahres- und Lebenszeiten die drei Werkgruppen des Programms. Jeder Block wird mit zwei der markanten Lieder Orlando di Lassos eingeleitet. Von Gottvertrauen, dem Volk Israel und christlichem Lobpreisen zeugen diese kurzen und affektstarken Gesänge aus dem 16. Jahrhundert. Ihnen folgt jeweils ein bekanntes Volkslied, kunstvoll gesetzt von verschiedenen Komponisten. Dazu gehören „Wohlan, die Zeit ist kommen“, klangvital arrangiert von dem 1954 geborenen Litauer und Präsidenten des Litauischen Chorverbandes, Vytautas Miškinis, und die mit tänzerischer Grazie ausgestattete „Schöne Sommerzeit“ des 1928 geborenen Kölner Musikprofessors, Dirigenten und Komponisten Volker Wangenheim.

Heinrich Isaaks „Innsbruck, ich muss Dich lassen“ aus dem 15. Jahrhundert lässt sich in seiner zeitlosen Schönheit wunderbar dem stimmungsvoll mit Unisono-Chorstimmen und gesummtem Klanghintergrund dekorierten „Kein schöner Land“ des Münchner Hochschullehrers Wolfram Buchenberg (geb. 1962) gegenüberstellen. Apropos Buchenberg: Intonationssicherer, klangschöner und feinsinniger dynamisch markiert kann man dieses ebenso einfach wie raffiniert konstruierte Kleinod eines Volksliedsatzes
wohl kaum interpretieren.

Die großen Chorwerke von Max Reger („Frühlingsblick“), Johannes Brahms („Warum ist das Licht gegeben?“) und Robert Schumann („An die Sterne“, „Talismane“) dirigierte Matz mit sparsamer Gestik. Dynamisch fein dosiert ist der Klang, sensibel abgestuft und atmend die Dynamik. Auf gute Textverständlichkeit und saubere Intonation legt der langjährige Leiter des Ensembles und Kantor der Marienkirche Uelzen großen Wert, denn ohne sie würde eine überzeugende Textauslegung nicht funktionieren.

Im März fährt das bereits mehrfach preisgekrönte Ensemble wieder zu einem Chorwettbewerb, diesmal nach Budapest. Von einem Ungarn stammt denn auch das Pflichtstück, das alle teilnehmenden Chöre vorzutragen haben. Levente Gyöngyösi schuf als 22-Jähriger das rhythmisch und harmonisch äußerst komplexe Werk „Cantate Domino canticum novum“. Erik Matz hatte das auf alter Chortradition fußende und mit überraschenden harmonischen Wendungen gespickte Werk in Salzhausen als Zugabe gewählt. Es wurde, wie alles zuvor, intonationssicher, dynamisch lebhaft und mit einer stimmlichen Frische gesungen. Am Ende gab es reichen Applaus.


19. April 2012 – Landeszeitung Lüneburg

Dieser Chor ist Gold wert090927 hugo distler ensemble lueneburg

lz Lüneburg. Das Lüneburger Hugo-Distler-Ensemble hat wieder einen Wettbewerb erfolgreich absolviert. Eine international besetzte Jury verlieh dem Chor beim Concorso Corale Internazionale in Riva del Garda das „Diplom in Gold“. Besonders die Interpretation der Brahms-Motette „Warum ist das Licht gegeben“ überzeugte die Juroren.

Insgesamt stellten sich in mehreren Kategorien mehr als 40 Chöre aus 14 Ländern der Konkurrenz. Für Erik Matz, der seit 1998 das Ensemble leitet, und den Chor war die Auszeichnung nicht die erste, unter anderem zählte der Kammerchor zu den Preisträgern des letzten Niedersächsischen Chorwettbewerbs.

Das Hugo-Distler-Ensemble ist am 2. Juni wieder in Lüneburg zu hören, um 11 Uhr bei der Reihe mit Musik zur Marktzeit in der Nicolaikirche. In Uelzen singt der Chor wenige Tage später am 8. Juni in St. Marien um 22 Uhr bei der Veranstaltung „Chor und Illumination“ im Rahmen der Uelzener Musiktage.


11. Oktober 2011 – Allgemeine Zeitung Uelzen

Glaubwürdig und mit Glanz
Abschluss des Projekts Elias: Mendelssohns Oratorium in voll besetzter St.-Marien-Kirche

Von Barbara Kaiser

Uelzen. Wohl selten hat man Erik Matz so extrem konzentriert und angespannt dirigieren sehen. Der Kantor hatte aber auch noch nie solch ein großes Ensemble zusammengebracht und zusammengeschweißt, um seine ehrgeizigen musikalischen Ziele verwirklichen zu können. Am Sonntag setzte die Aufführung des Elias-Oratoriums von Felix Mendelssohn-Bartholdy den Höhepunkt, den Schlusspunkt, den Paukenschlag unter ein Projekt, das sich über Wochen dem alttestamentarischen Propheten gewidmet hatte.
Die St.-Marien-Kantorei Uelzen, das Hugo-Distler-Ensemble Lüneburg, die Hamburger Camerata als instrumentaler Begleiter und die Solisten Jacqueline Treichler (Sopran), Elisabeth Graf (Alt), Andreas Post (Tenor), Stefan Adam (Bariton) sorgten dafür, dass man sich vokale Überwältigung souveräner nicht zu denken vermochte.

Mit Gestaltungswillen und klug eingeteilten Kräften, wohllautend in jeder Note und in stimmlicher Noblesse, warfen sich alle für diesen musikalischen Erfolg ins Zeug. Matz stand sich in unglaublichen 150 Minuten, zweieinhalb Stunden Konzert ohne Pause, an keiner Stelle selbst im Weg, führte mit fürsorglichen Einsätzen einen Klangkörper voller Glanz und forderte von seinen Sängern höchsten Einsatz. Dass alle diesen Marathon tadellos durchstanden, verdient höchste Anerkennung und bekam am Ende langen rauschenden Beifall.

Die Partitur Mendelssohns, farbig und dramatisch fesselnd, kennt genauso stille, lyrische Passagen und innige Duette. Aufgepeitschte, hochenergetische und gravitätische Chöre wechseln mit jubelndem Lobgesang. Alles erzählt die Geschichte Elias', der sich müht, eifert, verzweifelt, erlöst wird. Nach der Uraufführung im Jahr 1846 in Birmingham wurde der Komponist am englischen Hof als „Elias der neuen Kunst" gefeiert.
Die Selbstversuch-Wanderung der Rezensentin, die Textverständlichkeit testend, erstreckte sich in einer absolut ausverkauften Kirche zwischen der Ratsherrenloge, der Orgelempore und dem Vorraum von St. Marien. Aber sogar bis hierher drang das „...und in dem Säuseln nahte sich der Herr" deutlich. Der klangprächtige Doppelchor in C-Dur durchsickerte alle Wände!
Von bewegender Emotionalität ist Elias' Klage „Es ist genug" (überragend: Stefan Adam), deklamatorisch korrekt und mit Gestaltungskraft erklangen die anderen Soli, auch die aus dem Ensemble heraus. Ein gestalterischer Höhepunkt der Chöre, zwischen Selbstgewissheit und Ratlosigkeit, das „Baal, erhöre uns". Bis zur Schlussfuge des Epilogs fehlte es keinem Register an Dimension. Weder dem jederzeit präsenten Chor, noch den Solisten (von denen sich einer indisponiert ansagen ließ, das indes kaum hören ließ).
Erik Matz sollte hochzufrieden gewesen sein mit diesem Abschluss-Abend des Elias-Projekts, der an Aufwand, aber auch an Besucherzahlen nicht so schnell zu übertreffen sein wird. Die musikalische Qualität ist bei der St.-Marien-Kantorei zum Glück immer in guten Händen.


5. April 2011 – Landeszeitung Lüneburg

Spirituelle Energie
„Die Passion der Apostel“ in St. Nicolai Lüneburg

hjr Lüneburg. Mächtig baut sich der Klang auf, eine monströse Woge. Die Orgel sorgt für Dissonanzen, das Saxophon entwirft ein Thema, heftig bewegt präsentiert es sich, ruhelos, angetrieben. Später kommen weitere Instrumentalisten hinzu, dann mischt sich der Chor ein, bis das Saxophon erneut einstimmt. „Die Passion der Apostel“ von Uwe Steinmetz schafft Atmosphäre, beschreibt Stimmungen, erzählt die anrührenden Geschichten der Nachfolger Jesu mit ihren persönlichen Leiden und beseelten Leidenschaften in zeitgenössischen, von Jazz bestimmten Klängen. Der Komponist nutzte die Bibel, addierte Texte bedeutender Theologen des 20. Jahrhunderts. In der sehr gut besuchten Nicolaikirche erlebte das Werk eine fesselnde Wiedergabe.

„Die Passion der Apostel“ tituliert Uwe Steinmetz als Oratorium. Es beginnt beim Himmelfahrtsereignis, endet mit der Emmaus-Erfahrung und einem aufwühlenden „Pax tecum“. Im Zentrum der neun Teile stehen Zitate aus der Apostelgeschichte. Der Künstler montierte die Wortbeiträge geschickt. Seine Musik illustriert, verdichtet, offenbart die Bedrohung, denen die Glaubensmänner ausgeliefert waren. Immer wieder rückt Steinmetz den Blick auf jüngste Vergangenheit und Gegenwart. Bonhoeffer-Passagen fließen ein, Oscar Romero, der ehemalige Erzbischof von San Salvador gehört dazu und der äthiopische Kirchenführer Gudina Tumsa. Das ist fast eine konzertante Predigt, hautnah, anregend, klar in der Diktion: Sie unterstreicht die Aktualität des Themas.

Wort und Ton verschmelzen kongenial. Sperrig wirkt das häufig, spannungsgeladen. Der Komponist will aufrütteln, zum Mitdenken herausfordern. Das gelingt überzeugend mit Jazzklängen, mit Clustern, markanten Rhythmen und gelegentlichen Ausflügen in traditionell geformte Choralteüe, wie „Bleibet hier“.
Das Werk stellt hohe Ansprüche, verlangt handwerkliches Können und künstlerischen Impetus. Die Besetzung erwies sich dafür als Garant auf beachtlichem Level. Die meiste Arbeit kam auf die hochklassig agierende Bigband Blechschaden unter Leitung von Detlef Schult und das von Erik Matz bestens präparierte Hugo-Distler-Ensemble zu. Perfekt passten die Einsätze, die Korrespondenz funktionierte tadellos. Almut Roeßler erwies sich als profunde Erzählerin, die den Texten visuelle Dimension gab. Exzellent vorbereitet war auch Sopranistin Misty Ann Sturm, die ihre komplexen Parts in hervorragender Disposition mit stattlichem Volumen meisterte. Instrumentalsolisten komplettierten den Apparat, darunter Organist Daniel Stickan, die Bassisten Ike Sturm und Jakob Dreyer und der Komponist am Saxophon.
„Die Passion der Apostel“ spricht alle an: Die Suchenden, Staunenden, fest im Glauben Stehenden. Das Oratorium ist erfüllt vom Geist der Frohen Botschaft. Es erzählt in direkter Sprache von religiöser Kraft und spiritueller Energie in faszinierenden Klangbildern. Das Publikum reagierte mit Ergriffenheit.


4. April 2011 – Hildesheimer Allgemeine Zeitung

„Prickelnde Aufführung“ in St. Michael
Premiere von „Die Passion der Apostel“

von Birgit Jürgens

HILDESHEIM. Bewegung ist im Spiel: Die Mitwirkenden in Uwe Steinmetz’ Jazzoratorium „Die Passion der Apostel“ wechseln Positionen und finden sich schließlich im zweiten Teil gemeinsam im Altarraum ein. Die Ausführenden gehen im doppelten Wortsinne mit in der St.-Michaelis- Kirche. Jochen Arnold, Direktor des Michaelisklosters Hildesheim, ist sich sicher, dass dieses erste Konzert der diesjährigen Michaeliskloster-Reihe eine „prickelnde Uraufführung“ wird.
Das zweistündige Jazz-Oratorium des 1975 in Bremervörde geborenen vielfach prämierten Querfiötisten, Saxophonisten und Komponisten Steinmetz sendet Musiksprachen, die sich reiben, aber keineswegs ausschließen.
Die rhythmisch komplexen Strukturen, die improvisatorischen Freiräume und die klassischen Anleihen schenken dieser Passionsmusik eine neue Wort- und Ton-Deutung. Hier reichen sich flirrende Saxophon- Soli, Flüstertöne, Schreie, gregorianische Gesänge, freie Tonalität und romantische Harmonien die Hände. Doch insbesondere die Kirchenlied-Tradition dringt immer wieder durch.
Steinmetz schafft Neues, ohne Altes zurückzudrängen. Das gelingt ihm auch dadurch, dass zu den zwölf Aposteln aus den Evangelienberichten Stimmen von Dietrich Bonhoeffer oder dem äthiopischen Kirchenführer Gudina Tumsa hinzutreten Auch Margot Käßmanns Äußerung aus dem Jahr 2010 „Christentum ist nicht zuallererst eine Frage von Moral, sondern von Verantwortung“ wird aufgegriffen. Durch all diese Komponenten kommt der Untertitel „Ein Jazzoratorium über die Leidenschaft und das Leid der Nachfolger Christi“ zum Tragen.
Die New Yorker Sopranistin Misty Ann Sturm gibt in ihren Partien klar und glockenhell den Ton an („Es gebührt euch nicht“ oder auch „Bleibet hier“). Sturms Mann, der Kontrabassist und Komponist Ike Sturm, der in diesem Konzert zum E-Bass greift, überzeugt durch seine lyrischen, gleichwohl virtuosen, die Atmosphäre einfangenden Interpretationen (Teile IV und VIII). Steinmetz entlockt dem Sopransaxophon alles. Er lässt es selten zart singen, meist glüht es. Die atemberaubenden Läufe laden diese Passionsmusik auf. Genau wie die großen Crescendi und Decrescendi dem Werk Leidenschaften und dem Leid Bedeutung verleihen.
Doch ohne den Organisten und Pianisten Daniel Stickan, die Choristen aus dem „Hugo-Distler-Erisemble“ Luneburg (Leitung: Erik Matz), die Bigband „Blechschaden“ (Lüneburg) unter Detlef Schult sowie die überzeugende Erzählerin Almut Roeßler gelangte das Oratorium kaum zu dieser Stärke. Denn auch diese Interpreten gehen auf höchstem Niveau ans Werk heran: Hier kommen exquisite Soli von den Bigband-Mitgliedern. Und der intonationssichere Chor nimmt die komplexen technischen und musikalischen Hürden mit Leichtigkeit. Und dann gehen sie, tänzelnd, spielend. Und kommen kurz zurück. Standing Ovations für die Interpreten. Eine tatsächlich „prickelnde Uraufführung“. Auch so kann Passionsmusik klingen.


8. März 2010 – Landeszeitung Lüneburg

Delikate Dynamik
Passionskonzert in der St. Nicolaikirche

aat Lüneburg. Dass althergebrachte einseitige Programme Alter Musik klassischen Konzerten nicht immer gut tun, da es immer weniger Interessenten dafür gibt, haben Organisten wie Daniel Stickan längst erkannt. Schon für sein Musikstudium wählte Stickan die fächerübergreifende Kombination Jazzpiano, klassisches Klavier und künstlerisches Orgelspiel. Ideal lässt sich die traditionsbewusste Improvisationskunst eines Organisten mit der des Jazzers verbinden.
Im Passionskonzert von St. Nicolai verschmolz Bach’sche A-cappella-Chormusik mit zeitgenössischen Orgelkompositionen und freier Saxophon-Improvisation zu einem wunderbar meditativen Sound. Im Mittelpunkt stand die Motette „Jesu meine Freude“, gesungen vom Hugo-Distler-Ensemble unter der Leitung von Erik Matz. Der Uelzener St.-Marien-Organist ließ seinen gut disponierten Chor fein akzentuiert singen, mit delikater Dynamik. Die Choralverse blieben klassisch schlicht, die Texte aus den Römerbriefen bekamen lebhaftere Nuancen. Zwischen die Sätze wurden Daniel Stickans Kompositionen geschoben, garniert mit freier Improvisation.
Mehrere Wochen lang schrieb der mehrfache Preisträger und Dozent der Hamburger Musikhochschule an seinen fünf klangvollen Stücken. Titel wie „Mondphasen“, „Dark Intervals“ oder „Presence“ suchen die Inhalte der Choralverse atmosphärisch zu verdichten, indem Teile der Choralmelodik und der Bach’schen Harmonik in emotional anrührende Klangschichten verwoben werden. „Tiefer Schlaf“ beherzigt etwa den Grundgedanken des Choralverses „Gute Nacht, o Wesen“, dessen Text die menschliche Sünde, Stolz und Pracht in ewige Dunkelheit verbannt.
Die romantischen Klangmöglichkeiten der Furtwängler-Hammer-Orgel kommen dem entgegen: Wie aus weiter Ferne leuchten Flötentöne, singen Motive, summen Grundbässe und bewegte Phrasen. Ganz nahe und präsent stimmen plötzlich Zungenpfeifen ein und vermischen sich mit dem aufkeimenden Ton des Saxophons. Der Hamburger Uwe Steinmetz spielt sich zunächst tastend, dann wie freudetrunken dahin schmelzend in die teils symmetrisch angeordneten Stücke hinein. Der Saxophonist steigert den Sound zusammen mit den irisierenden, schwebend schimmernden Orgelklängen zu einen raumfüllend dynamischen, mitreißenden Klangrausch. Am Ende stimmten die beiden Instrumentalisten in den wiederholten Finalsatz des Chores ein. Das Publikum war begeistert und spendete lange anhaltenden Beifall.


30. November 2009 – Landeszeitung Lüneburg

Quempas-Singen
Das Hugo-Distler-Ensemble in der Lüneburger Nicolaikirche

von Hans-Martin Koch

oc Lüneburg. Etwa eine Generation zurück, da gehörte der Quempas zur Grundausstattung eines gutbiirgerlichen Haushalts. Das Singen von alten Weihnachtsliedern, gern mehrstimmig, zählte zu den Selbstverständlichkeiten der Adventszeit, und der Quempas lieferte die passende Liedersammlung. Doch in Zeiten, in denen süß der Duft der Currywürste über verjinglebellte Weihnachtsmärkte zieht, ist der Quempas ein Rand-Phänomen. Die alte Tradition wach rief das Hugo-Distler-Ensemble mit seinem Beitrag zu den Adventsmusiken in St. Nicolai Lüneburg.
Der Kammerchor mit Leiter Erik Matz steht in der Region an der Spitze der - nicht an eine Kirche gebundenen - Chöre. Das wurde nicht erst in der Zugabe deutlich, dem „Nunc dimittis No. l“ von Vytautas Miskinis. Mit dem Stück, in dem Stimmen sich in ein Glockengeläut verwandeln, sang sich der Chor vor wenigen Wochen zum Deutschen Chorweltbewerb.
Singt das Ensemble nun Lieder zur Zeit, so tauchen sicher auch Bach und Praetorius auf und das wirklich froh gesungene „Fröhlich soll mein Herze springen“ von Johann Crüger. Aber Erik Matz hat natürlich eine Fülle weniger bekannter Chorsätze gefunden, die vertraute Melodien in anspruchsvolle Chorsätze kleiden. Vor allem sind es die von Ernst Pepping, die Stilmuster auflösen und alle Präzision verlangen.
Das Hugo-Distter-Ensemble besticht durch die Ausgewogenheit der Stimmen und feine Genauigkeit, die nie kalkuliert wirkt, sondern jedem Satz einfach den passenden Ausdruck gibt. Dabei wirkt nichts aufgesetzt, alle Akzente kommen aus dem Werk heraus...


28. September 2009 – Landeszeitung Lüneburg

Ein Lüneburger Stimmfest
Der 8. Niedersächsische Chorwettbewerb endet mit großartiger Stimmung

oc Lüneburg. „Gib’ mir mal Energie mit“, sagt ein Sänger vor dem Auftritt zu seiner Frau. Die Spannung ist bei vielen auch nach dem Vortrag nicht verflogen. Vor der Michaeliskirche besprechen Sänger noch in der Kluft ihres Chors, was sie gesungen und was sie gehört haben. „Wenn der erste Chor eine bessere Platzierung kriegt als wir, dann...“ - dann zitieren wir das hier nicht weiter, sondern nehmen es als Beweis dafür, wieviel Ehrgeiz und Leidenschaft die rund 1000 Sänger mitbrachten, die an diesem Wochenende beim Niedersächsischen Chorwettbewerb antraten. Gestern Nachmittag endete das dreitägige Fest der Stimmen mit einem Konzert der Preisträger in der Michaeliskirche.
Die Kirche war voller als Heiligabend, die Stimmung erinnerte an Popkonzerte. Schon vor dem Beginn wurde rhythmisch geklatscht, und als direkt vor dem Beginn mit „Voice-Choice“ Jörg Straube und Julia Wolf noch eine Reihe von Ergebnissen verkündeten, gab es für alle Jubel. In kürzester Zeit hatten die Organisatoren um Jens Kramer das Preisträgerkonzert zusammengestellt und Urkunden vorbereitet. Die waren nicht ganz fehlerfrei: Vertauscht waren die Ergebnisse der Kammerchöre Diepholz und St. Michaelis Lüneburg. Da Henning Voss beide Chöre leitet, wird er es verschmerzen.
Der Wettbewerb der Chöre wurde zum achten Mal auf Landesebene ausgetragen, parallel in der Michaeliskirche und in der Ritterakademie. Nicht ganz leicht ist es, Vergleichbarkeit in der Beurteilung herzustellen. Denn ein Pop-, ein Kinder- und ein Kirchenchor passen nicht in die gleiche Schublade. Der Landesmusikrat hat für den Wettbewerb zwölf Kategorien ausgelobt. Am stärksten besetzt war mit acht gemeldeten Chören der Wettbewerb „Jazz - vokal et cetera, a cappella“, gefolgt von sechs Kammerchören (16 bis 40 Mitwirkende).
Außerdem gibt es Chöre, die jede Woche mit großem Ehrgeiz an anspruchsvollen Programmen feilen und nur ausgewählte Mitglieder aufnehmen. Auf der anderen Seite solche, die sich seltener treffen und bei denen vor allem die Freude am Singen gepflegt wird. Doch vor der Jury sind alle Chöre gleich, nur der Vortrag zählt. Bei einigen Chören war deutlich zu spüren, dass sie in die Bundesspitze streben. Dazu brauchten sie ein Spitzenergebnis, um sich für den Bundeswettbewerb zu qualifizieren.
Sieben Chöre schafften es an diesem Wochenende. Sie werden im Mai 2010 in Dortmund beim Deutschen Chorwettbewerb antreten. Zu den Besten zählen darf sich auch Erik Matz mit seinem Lüneburger Hugo-Distler-Ensemble, das schon wiederholt am Landeswettbewerb teilnahm und nun seinen größten Erfolg feiert.
Für Pflicht- und Kürwerke gab es jeweils rund 20 Minuten pro Chor. Alle Jazz- und Pop-Chöre mussten eine eigenwillige Fassung des „Rammstein“-Titels „Engel“ singen, das Pflichtstück wird bundesweit gefordert. Dabei müssen die Chöre die Kunst beherrschen, rockig zu klingen, den Text aber auch im Piano deutlich bleiben zu lassen – und eine regelrechte Fuge ist auch ins Arrangement geschrieben.
Zwei Chöre sangen am Sonntagvormittag zusätzlich in der Kirche, im Gottesdienst: „VocEns“, die schon am Freitag dran waren, und das Hugo-Distler-Esemble. Der Wertungsvortrag, in dem unter anderem menschliche Stimmen zum Glockengeläut zu werden scheinen, folgte gestern Mittag. Beim Preisträgerkonzert hatte der Chor dann seinen dritten Auftritt an diesem Tag.
Die Organisation klappte, das Interesse des Publikums war riesig. In der Ritterakademie war zeitweilig kein Platz zu ergattern, in der Michaeliskirche war das Mittelschiff stets gut gefüllt. Gelegentlich strenge Helfer vom Landesmusikrat und vom Kreischorverband halfen beim Ablauf, hielten vor allem die Türen während der Wettbewerbsvorträge dicht.

Die Ergebnisse des 8. Niedersächsischen Chorwettbewerbs

Singkreis Maschen: mit Erfolg teilgenommen.
L’Ohreley (Lüneburg): mit gutem Erfolg teilgenommen, 3. Preis.
Ars Cantorum (Hannover): mit gutem Erfolg teilgenommen, 2. Preis.
VocEns (Ashausen): mit Erfolg teilgenommen.
Ensemble vis-à-vis (Lehrte): mit Erfolg teilgenommen.
CantAria (Hannover): mit gutem Erfolg teilgenommen, 2. Preis.
Str8 Voices (Hannover): mit hervorragendem Erfolg teilgenommen, 1. Preis, Weiterleitung zum Deutschen Chorwettbewerb.
Swing & more (Soltau-Fallingbostel): mit gutem Erfolg teilgenommen.
Mixed voices (Hannover): mit gutem Erfolg teilgenommen, 3. Preis.
Gif’n Voices (Gifhorn): mit gutem Erfolg teilgenommen, 3. Preis.
Kehrwieder Kinderchor (Söhlde): mit sehr gutem Erfolg teilgenommen, 1. Preis, Weiterleitung zum Deutschen Chorwettbewerb.
Kinderchor St. Mauritius Hardegsen: mit gutem Erfolg teilgenommen, 2. Preis.
PopChor’n Hainbergen: mit gutem Erfolg teilgenommen.
Stimmgabel (Groß Schneen): mit gutem Erfolg teilgenommen.
Swing Affair (Osterholz-Scharmbeck): mit gutem Erfolg teilgenommen.
Christophoruschor Elze: mit gutem Erfolg teilgenommen, 3. Preis.
Quilisma Jugendchor Springe: mit hervorragendem Erfolg teilgenommen, 1. Preis. Weiterleitung zum Deutschen Chorwettbewerb.
Schulchor Ubbo-Emius-Gymnasium Leer: mit sehr gutem Erfolg teilgenommen, 2. Preis.
Chor der Medizinischen Hochschule Hannover: mit sehr gutem Erfolg teilgenommen, 2. Preis.
Chor der Leibniz Universität Hannover: mit gutem Erfolg teilgenommen, 3. Preis.
Capella St. Crucis (Hannover): mit hervorragendem Erfolg teilgenommen, 1. Preis, Weiterleitung zum Deutschen Chorwettbewerb.
Kammerchor des Kirchenkreises Diepholz: mit gutem Erfolg teilgenommen.
Vocapella (Bückeburg): mit gutem Erfolg teilgenommen, 3. Preis.
Gifhorner Kammerchor: mit Erfolg teilgenommen.
Pop Secret (Winsen/Luhe): mit gutem Erfolg teilgenommen.
Vocaholix (Braunschweig): mit gutem Erfolg teilgenommen, 3. Preis.
Juice Box (Hannover/Hamburg): mit hervorragendem Erfolg teilgenommen, 1. Preis, Weiterleitung zum Deutschen Chorwettbewerb.
Die Randgruppe (Hohenhameln): mit gutem Erfolg teilgenommen, 2. Preis.
VoiceChoice (Osnabrück): mit sehr gutem Erfolg teilgenommen, 2. Preis.
Clazz (Hannover): mit hervorragendem Erfolg teilgenommen, 1. Preis, Weiterleitung zum Deutschen Chorwettbewerb.
Hugo-Distler-Ensemble (Lüneburg): mit sehr gutem Erfolg teilgenommen, 1. Preis, Weiterleitung zum Deutschen Chorwettbewerb.
Singspiration Stade: Der Chor trat nicht an.
Kammerchor St. Michaelis (Lüneburg): mit sehr gutem Erfolg teilgenommen, 2. Preis.


31. August 2009 – Allgemeine Zeitung Uelzen

...und ein Après beim Wein
Erik Matz und Hugo-Distler-Ensemble beenden St.-Marien-Musikreihe

von Barbara Kaiser

Uelzen. Kantor Erik Matz hatte ein ziemlich düsteres Programm für das letzte, das neunte St.-Marien-Sommerkonzert auf dem Zettel. Er selbst spielte an der Orgel die Sonaten 1 in f-moll, 5 in D-Dur und 6 in d-moll von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Das Geburtstagskind also allüberall.
Daneben erklangen, interpretiert vom Hugo-Distler-Ensemble Lüneburg, vier Motetten. Vom litauischen Komponisten Vytautas Miškinis (* 1954) das „Nunc dimittis“, von Johann Hermann Schein (1586 bis 1630) „Die mit Tränen säen“, von Max Reger (1873 bis 1916) „O Tod, wie bitter bist du“ und vom in diesem Falle überrepräsentierten Felix Mendelssohn (1806 bis 1847) „Warum toben die Heiden“.
Erik Matz war an der Orgel gut aufgestellt. Dass er sich dieses Repertoire, das nicht zum Renommieren dient, aussuchte, ehrt ihn. Er wendete souverän das grabestraurige f-moll der Sonate Nr. l ins F-Dur; mit Beeilung und dennoch unaufgeregt bis zum effektvollen Finale. Aufwühlend und sehr bannend seine Interpretation der Nr.5. Der letzte Satz zwar weniger maestoso, wie es die Vorschrift sagte, aber nahezu hellsichtig. Klar und schlank seine Sicht auf die Nr.6, besonders gelungen die Fuge.
Das Hugo-Distler-Ensemble unter der Leitung von Matz blieb ohne Fehl und Tadel. Es ist atemberaubend, wie auch im zartesten Piano der Text verständlich und der Ton sicher intoniert bleibt.
Die 28 Sängerinnen und Sänger überzeugten restlos mit einer lupenreinen, mühelos sicher aufleuchtenden Glanzleistung. Am meisten machten sie staunen mit der Motette des Litauers. Wie hier das vielstimmige „Halleluja“ zum Glockegeläut imaginiert wurde, in perfekter Höhe herbeigeperlt, stimmstark und ausdrucksvoll, das sucht seinesgleichen.
Die Sommerkonzerte sind zu Ende. Neun Veranstaltungen sahen rund 600 Besucher. Es ist Erik Matz und dieser wunderbaren Reihe sehr zu wünschen, dass sich, wie am Sonnabend, sehr viele Besucher entschließen und auf den Weg machen.
Das „Après" gab es wie immer hinter der Kirche beim Wein. Trotz der kühlen Temperaturen fand sich von den rund 150 Gästen des letzten Konzertes rund ein Viertel dazu ein. Lili Vollmer setzte mit ihrem Saxophon und Jazz-, Blues-, Latin- und Chansonnoten den fröhlichen Kontrapunkt. Angestoßen wurde auf einen gelungenen Schlusspunkt und auf eine neue Reihe der St.-Marien-Sommerkonzerte 2010!


080523 hde konzert mit illumination foto ahlers Das Hugo Distler-Ensemble beim Chorkonzert
mit Illumination (Foto: Hennig Ahlers / nicht Teil
der Presseveröffentlichung)

26. Mai 2008 – Allgemeine Zeitung Uelzen

Sternenhimmel in der Kirche
Uelzener Musiktage: Chorkonzert und Illumination beeindruckten

von Ute Bautsch-Ludolfs

Uelzen. „Komm“, schon mit dem ersten gesungenen Wort der Bachschen Motette „Komm, Jesu, komm“ erhellte sich das dunkle Kircheninnere der St.-Marien-Kirche. Als das renommierte, ausdrucksstarke Hugo-Distler-Ensemble unter Leitung von Erik Matz mit dem Liedsatz des Chornamengebers „Die Sonne sinkt von hinnen“ begann, wurde das Gewölbe farblich zum Sonnen-Himmel und Strahlen erhoben sich aus dem erdfarbenwechselnden Altarraum auf. Durch ein sich vernebelndes Glykolgemisch wurde dieses Strahlen besonders intensiv .
Das Chorkonzert samt Illumination reihte sich als weiteres Highlight in die Uelzener Musiktage. Rund 80 Scheinwerfer, Beleuchtungskörper und Bild-Projektoren hatte Lichtdesigner Wolfgang Graemer aufgestellt, um diesem Abend seine besondere Atmosphäre zu verleihen. Über viel technisches Equipment steuerte der Lüneburger per Computer gezielt Schein ins Kircheninnere, verlieh Decke, Backsteinsäulen und Altar ein beeindruckendes wandelndes Färb- und Schattenspiel mit wechselnden Effekten. Er nutzte wirkungsvoll gestaltend den Charakter der Architektur des Gotteshaus und die Musik aus.
Das Ensemble sang anspruchsvolle A-Capella-Chormusik verschiedener Stilepochen bis zu achtstimmig und auch doppelchörig. Ungemein gefühlvoll dargeboten wurden zwei Sätze aus Edvard Griegs „Fire salmer“, wobei sich bei „Im Paradies“ der Hohe Chor farblich nach verschiedenen Rottönen sogar ins Pink wandelte, jedoch stets weiter Jesus am Kreuz fokussierte. Geradezu passend unterstrich das Antepedium am Sprechpult mit der Aufschrift „Christus, Licht der Welt“ den Abend. In zwei Psalmsätzen von Mendelssohn Bartholdy wurde die Kirche geradezu in Feuersglut getaucht. Die Zugabe toppte dieses: Zum schlichten Chorsatz des Liedes „Der Mond ist aufgegangen“ leuchtete ein Sternenhimmel.


31. Juli 2007 – Hildesheimer Allgemeine Zeitung

Distler gerät fast in Vergessenheit
Lüneburger Ensemble gibt ein Konzert in der restaurierten Nettlinger Marienkirche

Nettlingen (hs). Nach dem Auftritt in der St.-Godehard-Kirche in Hildesheim folgte einer in der Nettlinger St.-Marien-Kirche: Das Hugo-Distler-Ensemble Lüneburg, das Erik Matz leitet, begeisterte auch im Ostkreis. Der Söhlder Kehrwiederchor begleitete die Gäste mit einem gemeinsam gesungenen alten Hymnus in die Kirche hinein. Chorleiter Hans-Dieter Lubrich freute sich, dass der „hervorragende“ Lüneburger Kammerchor auf seiner sommerlichen Konzertreise nicht nur in großen Städten Station macht, sondern nun schon zum zweiten Mal beim Kehrwiederchor in der Gemeinde Söhlde ist.
Dirigent Erik Matz stellte seinen Chor und dessen Repertoire-Schwerpunkt vor, die Chormusik Hugo Distlers. „Distler, einer der bedeutendsten Musiker aus der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts, wollte mit seinen Kompositionen die Chormusik auf der Basis der Tradition der alten Meister erneuern, gerät aber leider in jüngster Zeit mehr und mehr in Vergessenheit“, bedauerte Lubrich.
Und so waren die Besucher des Chor- und Orgelkonzertes nicht nur vom Können der 31 Sänger angetan, sondern auch vom Programm, das sie an diesem Abend hörten: sehr ausdrucksstark und intensiv. Aber auch Höhepunkte, die jede gute Kantorei gern singt, nämlich doppelchörige Motetten von Johann Sebastian Bach und Felix Mendelssohn, meinte Lubrich.
Zur Erholung der Sänger und zur Freude der Besucher in der restaurierten St.-Marien-Kirche spielte Kantor Matz in der Pause Präludium und Fuge in C-Dur für Orgel. Heinz Winter, Ehrenvorsitzender des Kehrwiederchores, dankte den Gästen für einen „unvergesslichen“ Konzertabend.
Mit einem gemeinsam gesungenen Friedenswunsch „Verleih uns Frieden“, natürlich im Satz von Hugo Distler, ging ein außergewöhnliches Konzert zu Ende. „Schade, es hätten ein paar mehr Zuhörer kommen können“, meinte Lubrich.


21. Juli 2007 – Hildesheimer Allgemeine Zeitung

Schwebende Klangbänder
Hugo-Distler-Ensemble Lüneburg begeistert in St. Godehard

von Janine Rehbein

HILDESHEIM. Einzelne Klangbänder schienen durch den Raum zu schweben, sich locker zu einem Teppich verwebend, einem fernen, aber schönen Teppich. Mit einer fremden Sprache verglich Dirigent Erik Matz die Musik Distlers, die erst schön klingt, wenn man sie ein bisschen versteht und Leute, die sie können, sprechen hört. Das Hugo-Distler-Ensemble beherrscht diese musikalische Sprache, und zwar so gut, dass es auch für den Nicht-Kundigen nur eine reine Freude sein kann.
Der Komponist, dessen Namen das Ensemble trägt, lebte von 1908 bis 1942 und berief sich auf die musikalische Tradition des 17. und 18. Jahrhunderts, aus der er die geistliche und auch weltliche Musik der Gegenwart zu erneuern strebte. Quer durch die Epochen Renaissance, Barock, Romantik und Moderne gehen auch die 32 Sänger mit ihren Programmen. Eine stilgerechte Interpretation selten aufgeführter Stücke zählt zu ihren Markenzeichen, mit dem sie schon mehrfach Preisträger bei Chorwettbewerben wurden. Kein Wunder, denn das Ensemble macht wunderschönen A-cappella-Gesang, verfügt über geradezu ideal glatte Stimmen, die Soprane gläsern klar, die bei Distler eine meditative Wirkung zu entfalten vermögen.
Aber auch bei den bekannten Kirchenkomponisten, wie sich an Johann Sebastian Bachs Motette für zwei vierstimmige gemischte Chöre mit dem Titel „Fürchte dich nicht, ich bin bei dir“ hören ließ, ist der Chor unglaublich harmonisch, sehr gut textverständlich und vor allem: was er singt, lebt. Das gelingt durch eine lebendige Dynamik und eine warm atmende Phrasierung, die Spannung lässt keine Sekunde nach.
Dreimal war Hugo Distler im Programm vertreten, mit Motetten und seiner „Deutschen Choralmesse“ op. 3 für sechsstimmigen gemischten Chor. Man probt schon für das Hugo-Distler-Jahr 2008. Außerdem zweimal Felix Mendelssohn Bartholdy mit „Warum toben die Heiden“ und als Zugabe „Richte mich Gott“. Ja, sogar eine Zugabe gab es, so dass das abendliche Konzert in der „Sommerlichen Kirchenmusik“ sich auf eineinhalb Stunden erstreckte.
Denn je mehr man von diesem Ensemble hörte, desto mehr wuchs die Gewissheit, dass man es hier unter dem mystisch-warm strahlenden Radleuchter mit einem kleinen Juwel des Chorgesangs zu tun hatte, weil die einzelnen Stimmen zwar differenziert herauszuhören sind, aber wie selten zu einem einzigen, untrennbaren Klangkörper verschmelzen.
Zwischendurch trat Leiter Erik Matz auch als Organist hervor. Mendelssohn Bartholdys „2. Sonate für Orgel c-moll op.65, 2“ hatte er ausgewählt, um seine auch auf diesem Gebiet reifen Fähigkeiten bei dem fast an Wagner erinnernden Werk zu demonstrieren.
Aber wie sein Ensemble Schlüsse verklingen lassen kann, das ist einmalig. Bei der Zugabe zeigte sich noch einmal, wie detailliert und präzise dieser Klangkörper an seinen Präsentationen arbeitet. Begeisterter Applaus von den spärlich Anwesenden für eine außergewöhnliche Darbietung. Hoffentlich bald wieder in Hildesheim.


27. November 2006 – Landeszeitung Lüneburg

Vom Zerlegen der Choräle
Jazz und Chor in St. Nicolai

aut Lüneburg. Seit der Kölner Saxofonist Frank Sackenheim und sein Quintett vor einem Jahr ihre viel gelobte CD „Lamentation“ (Laika Records) mit Jazzbearbeitungen christlicher Choralmelodien veröffentlichten, ist die Band zunehmend in Kirchen gefragt. Erstmals gestalteten die Jazzmusiker nun ein Konzert mit einem Kirchenchor - auf Einladung der Lüneburger JazzIG. In St. Nicolai genoss eine große Zuhörerschaft die ganz besondere Atmosphäre, die aus spannungsreichem Zusammenwirken völlig unterschiedlicher Interpretationsweisen altvertrauter Kirchenlieder entstand.
Einer meditative Improvisation der Kölner Band über ein mittelalterliches gregorianisches Halleluja-Thema eröffnete des Abend. Im Wechsel mit dem Hugo-Distler-Ensemble, das unter sensibler Leitung von Erik Matz Choräle, vierstimmige vokale Choralsätze, u.a. aus Bachs Matthäus-Passion, mit kultiviertem Klang vortrug, stellte das Quintett phantasievolle Arrangements und Improvisationen der vom Chor gehörten Melodien vor.
Die Jazzbearbeitungen aus der Feder des Bandleaders animieren das Team aus Frank Sackenheim (Saxofon), Matthias Bergmann (Flügelhorn), Andreas Schnermann (Klavier), Cord Heineking am singend gezupften Kontrabass und dem phantasievollen Drummer Jens Düppe zu vielschichtigem Solo- und Zusammenspiel. Auf unterschiedlichen Saxofonen intoniert Sackenheim das Choralthema, zuweilen unisono oder im Duo mit dem weichen Ton des Flügelhorns. Harmonisch raffiniert beleuchtet es Pianist Schnermann, der im einzigen Free-Jazz-Stück des Abends über den Choral „Wir sind nur Gast auf Erden“ auch mit Clustertechnik und direkt durch die Finger geschlagenen bzw. gezupften Saiten aufwartet.
Ob Hans Leo Hasslers „Oh Haupt voll Blut und Wunden“ oder Johann Crügers aus dem 17. Jahrhundert stammendes Lied „Herzliebster Jesu - Bearbeitungen und Soli orientieren sich meist an zeitgenössischem, swingendem Mainstream-Jazz und intensivieren sich zu rhythmisch und melodisch ausgefeilten, mitreißenden Impressionen. Durch die beibehaltenen Melodien und die relativ einfach gehaltenen und doch sehr eigenständigen und nachdrücklichen Saxofon-Improvisationen bekommen die Stücke spirituelle Authentizität, wirken handwerklich ehrlich und sehr eingängig. Heinrich Bones zeitgenössisches „Großer Gott, wir loben Dich“ geriet zu einer fesselnden, mit virtuosen Soli ausgezierten Klangballade, in der alle höchst lebendig swingten, interagierten und einen schier endlosen Klangstrom ausbreiteten.
Die Komposition des Sackenheim-Freundes Lars Duppler mit dem Titel „Promenade“ passte gut ins Programm von Band und Chor, deren ideenreicher Gang durch Choralmelodien unterschiedlicher Epochen mit viel Zwischen- und Schlussbeifall gelobt wurde.


7. Februar 2005 – Allgemeine Zeitung, Uelzen

Andachtsvoll und zärtlich
Großartige Rossini-Messe erklang in der Dreikönigskirche

Bad Bevensen. Hinreißend! Nicht nur das Werk (Rossinis „Petite Messe solennelle“), sondern auch das „Instrumentarium“, sprich das Hugo-Distler-Ensemble, die Solisten Dorothea Gotthelf (Sopran), Ute Siegmund-Minich (kurzfristig eingesprungener Alt), Wolfram Wittekind (Tenor) und Claus Temps (Bassbariton) sowie die Instrumentalisten Hinrich Alpers (Flügel), Katharina Treutler (Flügel) und Lutz Brockmann (Harmonium) und die Interpretation durch den Leiter und vorbildlichen Dirigenten Erik Matz.
Auch das Publikum muss hinzugezähltwerden, das geradezu atemlos der Musik lauschte und am Ende mit langanhaltendem Applaus dankte. Eine wohlgelungene und ausgewogene Aufführung.
Mit der „Petite Messe solenelle“ komponierte Rossini 1863 neben dem „Stabat mater“ sein zweites kirchenmusikalisches Werk. Als eigenwilliges Postskript schrieb er unter die Partitur: „Lieber Gott - voilà, nun ist diese arme kleine Messe beendet. Ist es wirklich heilige Musik, oder ist es vermaledeite Musik? Wenig Wissen, ein bisschen Herz, das ist alles. Sei also gepriesen und gewähre mir das Paradies.“
Rossini prägt einen frechoriginellen Umgang mit den Texten und auch in der Besetzung: „zwei Klaviere und Harmonium, zwölf Sänger - drei Geschlechter, Männer, Frauen und Kastraten“. Beim Konzert in der Dreikönigskirche wirkten zwei Geschlechter, die zweifellos einen musikalischen Hochgenuss boten.
Dramatische Ausdruckskraft und lyrische Passagen. Voller herzzerreißender, tiefer Innigkeit klang das „Christe eleison“ und das „Agnus dei“ im Palaestrina-Stil, während das fanfarengleich beginnende „Gloria“ schon wieder den Opernkomponisten heraushören ließ. Im „Cum Sancto Spiritu“ erklang eine glanzvolle, filigran verwobene, federnde flinke Fuge in alter Kompositionstechnik. Großes Lob dabei insbesondere den Sopran-Stimmen beim hochjubelnden melismatischen „Amen“. Auch zu diesem Zeitpunkt war man geneigt zu klatschen. Die Solisten überzeugten. Ein entspannt, samtig singender Bass, der virtuose Tenor mit resolutem Fortissimo, ein sicherer, dynamisch blühender Alt mit allzu reichlich Vibrato und ein überzeugender sinnlich blühender Sopran. Was gerade szenarisch gefordert wurde – tänzerisch, liedhaft, dramatisch oder mit emotionaler Tiefe – meisterten sie mit spürbarer Leichtigkeit. Die Instrumentalisten gaben energisch die rhythmische Grundierung, bewältigten die solistische und harmonische Korrespondenz mit großem Einfühlungsvermögen. Insbesondere das „Prelude religieux“ wurde von Hinrich Alpers andachtsvoll und geradezu zärtlich gespielt.
Ute Bautsch-Ludolfs


12. Dezember 2003 – Allgemeine Zeitung, Uelzen

Und es gibt eine Zeit des Singens und des Zuhörens
Konzert mit dem Hugo-Distler-Ensemble in Bienenbüttel bescherte kleinem Publikum einen Hörgenuss der Extraklasse

Bienenbüttel. „Es gibt eine Zeit zu weinen und ei­ne Zeit zu lachen, eine Zeit zu klagen und eine Zeit zu tanzen“ – und es gibt eine Zeit zu singen und zuzuhö­ren, mag man hinzufügen. „De tempore - Alles hat sei­ne Zeit“, so lautet das neue Programm des Hugo-Distler-Ensembles. Aufgeführt in der leider nur halb ge­füllten St.-Michaelis-Kirche in Bienenbüttel.
„De tempore“ – das ist geistliche Musik zum Ad­vent. Der Chor unter der Leitung von Erik Matz führte die Zuhörer durch vier Jahrhunderte und hatte wieder einmal einige Lecker­bissen mitgebracht.
„De tempore“ von Petr Eben war das modernste Werk, gab dem Programm seinen Namen und bildete die Klammer des Konzertabends. Schien es zu Beginn des Programms zu­nächst etwas gewöhnungsbe­dürftig und verlangte nicht nur von den Sängern, sondern auch von den Zuhörern eine Menge Konzentration, so bil­dete es zum Abschluss einen Höhepunkt, der ohne Zögern genossen werden konnte – wie ein alter Bekannter, der noch einmal hereinschaut.
Vervollständigt wurde das Programm durch Werke von Leonard Schröter und Giovan­ni Gabrieli aus dem 16. und 17. Jahrhundert und Anton Bruckner (19. Jahrhundert). Einge­rahmt von diesen Chorwerken gab Erik Matz, seit 1995 Kir­chenmusiker an St. Marien in Uelzen und Kirchenkreis-Kantor des Kirchenkreises Uelzen, Joseph Rheinbergers „Sonate Nr. 4, a-moll, op. 98“ an der Or­gel.
Insgesamt ein Adventskon­zert der besonderen Güte, wie man es von dem Lüneburger Ensemble gewohnt ist. Die 24 Sänger boten in der St.-Mi­chaelis-Kirche eine meister­hafte Chorleistung – da wurde nichts herunter gesungen, son­dern mit viel Kraft und Aus­druck interpretiert. Das En­semble zeichnet eine hohe Stimmkultur aus und einen in Ausdruck und Volumen diffe­renzierungsfähigen Klang: Von ganz leise, flüsternd gera­dezu, bis lauthals heraus sin­gend besitzen die Stimmen ein warmes Timbre.
Dabei verstanden es die Sän­ger unter ihrer professionellen Leitung vortrefflich und von Beginn an, Spannung bei den Zuhörern aufzubauen, das Pu­blikum zu fesseln und schließ­lich in dem wiederholten „De tempore“ den Spannungsbogen zu schlagen und das Kon­zert zur Vollendung zu brin­gen.
Der Abend endete mit lang anhaltendem, fast erlösendem Beifall und das Bienenbütteler Publikum entließ die Musiker nicht, ohne zwei Zugaben ein­zufordern. Es gibt eine Zeit zu singen und zuzuhören. (btl)


14. November 2001 – Allgemeine Zeitung, Uelzen

Ein „Sehr Gut“ für die Chormusiker
Erfolg für Hugo-Distler-Ensemble

Das Hugo-Distler-Ensemble Lüneburg hat beim 6. Niedersächsischen Chorwettbewerb unter Leitung von Erik Matz mit der Bewertung „mit sehr gutem Erfolg“ teilgenommen und einen dritten Preis erhalten. Zusätzlich wurde dem Ensemble ein Sonderpreis für die beste Interpretation eines zeitgenössischen Werkes verliehen. Das Hugo-Distler-Ensemble wird seit 1998 von dem Uelzener Kantor Erik Matz geleitet und bereichert das Kultur der Region mit der Darbietung anspruchsvoller Chormusik unterschiedlicher Gattungen.
Als nächstes widmet sich das Ensemble schwerpunktmäßig Chorwerken seines Namensgebers: Hugo Distlers Todesjahr jährt sich im Jahr 2002 zum 60. Mal.
So wird das Hugo-Distler-Ensemble im kommenden Jahr in Lüneburg und Uelzen, aber auch andernorts, wie z.B. zu einer Veranstaltungsreihe anlässlich Distlers 60. Todestages in Lübeck, mit einem Programm, bestehend aus Werken Distlers und weiteren Komponisten des 20. Jahrhunderts sowie Werken der Deutschen Vokalpolyphonie des Frühbarock, zu hören sein.
Das Preisträgerkonzert des Niedersächsischen Chorwettbewerbes – unter anderem mit dem Hugo-Distler-Ensemble – wird am Freitag, 16. November, ab 20.05 Uhr auf NDR 1 Radio Niedersachsen übertragen.


29. Mai 2001 – Landeszeitung Lüneburg

Von der Kunst, die Spannung zu halten
Das Hugo-Distler-Ensemble in Scharnebeck

aut Scharnebeck. Als letzter Gast der diesjährigen, auf Künstler aus der Region setzenden Scharnebecker Orgeltage hatte der Uelzener St.-Marien-Kantor Erik Matz gewichtige Orgelwerke von Bach und Sweelinck mitgebracht. Unter seiner Leitung interpretierte außerdem das Hugo-Distler-Ensemble aus Lüneburg mit schöner Transparenz a-cappella-Werke von Schütz, Mendelssohn, Holst und Elgar. Mit lang anhaltendem Beifall für alle Ausführenden endete das gut besuchte Abschlusskonzert
Der Kammerchor, der seit Mitte der achtziger Jahre besteht und eng mit der Kirchenmusik in der Lüneburger Nicolaikirche verbunden ist, fand vor drei Jahren in Erik Matz einen Chorleiter, der die Qualitäten der Chorstimmen fördert. Disziplinierte Artikulation, Textverständlichkeit und Intonationsreinheit gehören ebenso dazu wie ein starker Ausdruckswille aller Sängerinnen und Sänger. Vor wenigen Wochen beeindruckte der Chor noch mit Bachs Johannespassion.

Der Tradition verpflichtet

Jetzt offenbarten Stücke aus Heinrich Schütz’ „Geistlicher Chormusik“ ihre Klangschönheit im Durchhalten großer Spannungsbögen und in der Ausarbeitung feinster Nuancen. Dynamisch differenzierte melodische Linien gaben Mendelssohns Motetten „Meine Seel erhebt den Herrn“ und „Herr, nun lässest du deinen Diener“ Impulsivität und fesselnden Gesamtklang.
Mit seinen rund zwanzig Stimmen kann das Ensemble aber auch spätromantische, achtstimmige Werke ausfüllen, so das klanglich sensible „Nunc dimittis“ von Gustav Holst und Edward Elgars „Silent lay“. Mit rhythmischem Elan und Gespür für harmonische Raffinessen legte das Hugo-Distler-Ensemble feingliedrige musikalische Strukturen frei.
Großzügige Freiheit bei der Gestaltung der Tempi, eine konsequent traditionsbewusste Registrierung und schlichte Phrasierung prägten die Wiedergaben von Bachs großen Orgelpräludien mit Fugen in c- bzw. in e-Moll. Erik Matz zeigte besonders in Bachs toccatenhaften Passagen sein Talent zu virtuosem Brillieren, während er in Sweelincks Variationen Über „Mein junges Leben“ eher schlichte Ornamentierungskunst pflegte.


2. April 2001 – Landeszeitung Lüneburg

Das Werk soll sprechen
Das Hugo-Distler-Ensemble führte die Johannespassion auf

oc Lüneburg. Das seit zwölf Jahren bestehende Hugo-Distler-Ensemble bereichert das Konzertleben mit anspruchsvollen Werken, die sonst nicht zu hören sind. Jetzt hat der Kammerchor einen Passionsklassiker aufgegriffen und doch etwas geboten, was sonst so nicht zu hören ist. Bachs Johannespassion gehört zum Repertoire der hundertköpfigen Kirchenchöre, erklang nun aber in einer Besetzung, wie sie Bach selbst zur Verfügung gestanden haben dürfte: klein aber fein. Die Aufführung in der sehr gut besuchten Nicolaikirche machte Sinn, berührte, überzeugte.
Von den vielen Johannespassionen, die Promis wie Händel, Telemann und andere schrieben, blieb nur eine präsent, die überragende aus dem Kosmos Bach. In die Tiefe des Werkes stieß Erik Matz mit seinen etwas mehr als 20 Sängern vor. Sie durchdrangen die Architektur des so dramatischen wie verinnerlichten Werks in geschlossener, in den Stimmlagen ausgewogener, bis in die Aussprache zur Perfektion drängender Wiedergabe. Das begann mit dem Eingangs-Chor, dem Matz ein ruhiges, dem Ernst angemessenes Zeitmaß gab, es ging über die harmonisch reichen Choräle zu den aufgepeitschten Volks-Chören.
Matz hielt sich mit persönlichen Auslegungen zurück, nur verhalten setzte er durch Dynamik, Betonungen, Temporückungen Akzente. Das Werk sollte sprechen, die Musiker bildeten das Werkzeug. Nicht zu spüren war, dass dies eine Premiere war, so genau verzahnte Matz Chor, Orchester, Solisten.
Sinn macht die Besetzung, damit das Mitreden der Instrumente zur Geltung kommt. Auf barocken, also leisen Instrumenten spielte das Barockorchester L’Arco, es mischte sich beherzt ein. Musiker zeichneten sich solistisch in den farbigen Arien-Begleitungen aus...
Zum ersten Mal sang Friedrich von Mansberg die Partie des Evangelisten, dazu die Tenor-Arien. Mit hellem Timbre setzte der Lüneburger den Bericht eines ergriffenen Erzählers in Klang, klar in Tongebung und Ausprache, beweglich in der Gestaltung, unaufgesetzt und fesselnd. Beglückend ist der leuchtende Sopran von Dorothea Gotthelf; die aus Lüneburg stammende Sopranistin verfügt über eine berührend schöne, problemlos tragende Stimme. In der Anlage weniger schlank, aber kraftvoll und ausdrucksstark der Alt von Ute Siegmund-Minich. Eindrucksvoll der Bass von Michael Jäckel in den Christusworten, eine Entdeckung aber war der junge Konstantin Heintel, ein Bass mit beeindruckendem Potential.
Nicht als Konkurrenz zu den großen Kantoreien ist diese vom Ton der Andacht gezeichnete Aufführung zu sehen. Aber sie stellte eine Bereicherung dar, die es wert wäre, in den Kanon der Kirchenkonzerte aufgenommen zu werden.

unterstützt durch sk foerd


4. Dezember 2000 – Landeszeitung Lüneburg

Neben dem Gedudel
Adventskonzert des Hugo-Distler-Ensembles

hjr Lüneburg. Einige Schritte weiter auf dem Weihnachtsmarkt und in vielen Geschäften dudelten stundenlang Hits zum bevorstehenden Fest. Die Lüneburger St. Nicolaikirche will es mit der bereits veranstalteten Konzertreihe „Musik zum Advent“ anders, besinnlicher und mit Programmen, die oft unbekanntere Werke enthalten. Für diesen Anspruch ist das Hugo-Distler-Ensemble prädestiniert: ein Chor, der gern abseits des Repertoires stöbert, Raritäten einstudiert, die besondere Aufmerksamkeit verdienen.
Den Start zum neuen Konzert-Vierteiler betitelten die Vokalisten mit „Magnificat“ und „Nunc dimittis“. Das sind neutestamentliche Lobgesänge. Sie streiften dabei durch mehrere Jahrhunderte.
Die Vorträge, stets ohne instrumentale Begleitung, zeichneten sich durch hohe Stimmkultur aus. Der in Ausdruck und Volumen differenzierungsfähige Klang besitzt in allen Lagen warmes Timbre, die Korrespondenz klappt gut, trotz gelegentlich sehr komplexer Sätze: Qualitäten, die beim Lüneburger Auftritt vom ersten Ton an zur Geltung kamen, wie das fünfstimmige „Übers Gebirg Maria geht“ von Johann Eccard (1553-1611) demonstrierte.
Dirigent Erik Matz legt Wert auf sorgsame, ausgereifte Gestaltung, die unter anderem Textverständlichkeit garantiert. Selten auftauchende Stolpersteine, zum Beispiel im Magnificat „Mein Herz erhebet Gott, den Herrn“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy wurden durch klare Zeichen wieder ins Lot gebracht.
Mit Lobgesängen und vertonter Messiaserwartung führte das nur 19köpfige Ensemble geschickt auf theologische Leitlinien der Adventszeit, von den Komponisten variantenreich beschrieben, illustriert und kommentiert.
Dazu gehörte Henry Purcell aus dem 17. Jahrhundert mit den Beiträgen zum sogenannten Evening Service „My Soul Doth Magnify The Lord“ und „Lord, Now Lettest Thou Thy Servant Depart In Peace“ sowie Benjamin Brittens „A Hymn To The Virgin“ von 1930: verhalten zu Beginn, zu kurzen Steigerungen geleitet, von feinsinnig sakralem Charakter.
Daneben schlug der Kammerchor noch Gustav Holst (1874-1934) auf. Der Komponist ist fast ausschließlich durch seine Planetensinfonie bekannt, hat aber mehr zu bieten, darunter das 1915 verfasste „Nunc dimittis Servum tuum, Domine“. Im Gegensatz zum großen Orchesterwerk braucht das Chorstück keine spektakulären Effekte.
Festlicher Glanz sorgte für Einstimmung auf die Vorweihnacht. Erik Matz verzichtete auf oberflächliches Strahlen, unterstrich die Andacht in der Musik. Herzlicher Beifall vom Publikum aus dem voll besetzten Mittelschiff...


30. Dezember 1999 – Landeszeitung Lüneburg

Kirchenmusik der Gegenwart
Das Hugo-Distler-Ensemble sang

hjr Lüneburg. Bewegende Choräle mit getragenen oder fröhlichen Melodien und bildhaft griffigen Texten mochten Komponisten des 20. Jahrhunderts kaum mehr schreiben. Zu düster mögen ihnen die Zeiten gewesen sein, um jubilierende Klänge anzustimmen. Ein paar rare Ausnahmen sind in den Gesangbüchern vertreten. Dennoch entsteht in der Gegenwart bemerkenswerte Kirchenmusik. Das häufig in Lüneburg gastierende Distler-Ensemble wählte einige passende Werke aus, erarbeitete sie mit großer Sorgfalt und stellte das Ergebnis in der schwach besuchten St. Johanniskirche vor.
Dem Namensgeber verpflichtet ist das Hugo-Distler-Ensemble ein Spezialisten-Chor für zeitgenössische Vokalmusik. Oft ungewohnte Rhythmik, schwieriges Zusammenspiel der Stimmen, häufige Zäsuren in Tempo und Dynamik gehen ihnen entsprechend gewandt über die Lippen. Daran hat Erik Matz als Leiter hohen Anteil. Seine intensive Schulung fällt in jeder Passage auf: eindrucksvolle Qualität auf ganzer Linie. Beachtlich, über welches Volumen die nur 16 Sänger verfügen. Auch die leisen Töne sitzen akkurat. Das war in der bedächtigen „Litany“ des Engländers William Walton (1902-1983) zu spüren und ebenso im kontrastreichen „De circuitu aeterno“ (1991) vom Tschechen Petr Eben.
Ein avantgardistisches Stück wie „Warning to the Rich“ (1977) von Thomas Jennefelt aus Schweden überstrapaziert traditionelle Hörgewohnheiten nicht. Auf einem gemurmelten, weichen Klangteppich erheben sich geflüsterte Wortfetzen, die sich majestätisch steigern. Im Verlauf wechselt der 45-jährige Komponist Spannungen und Stimmungen, schafft dichte Atmosphäre zwischen Andacht und skandierten Rufen. Ton- und Farbgebung vollzog der Chor in bestechender Sicherheit. Erik Matz und Chor gelangen durchweg fesselnde Wiedergaben, voll sorgfältig gestalteter Nuancen, besonders ausdrucksvoll im achtstimmigen „Pater noster“ von Max Baumann.
Orgelmusik unserer Zeit kann ebenfalls ohne Sperrigkeit auskommen. Das dokumentierte Erik Matz an drei Beispielen: „Toccata à la Rumba“ (1971) von Peter Planyavsky, den angejazzt heiteren „Mozart Changes“ (1996) des Ungarn Zsolt Gàrdonyi und Theodore Dubois’ (1837-1924) „Toccata“


5. August 1999 – Schleswiger Rundschau

Kirchenmusikalische Reise mit dem Hugo-Distler-Ensemble
Vollendet interpretiert

KAPPELN. Christa Lehwald – Im Rahmen der Sommerkonzerte in der St. Nikolai-Kirche präsentierte das Hugo-Distler-Ensemble aus Lüneburg geistliche Chorwerke des 20. Jahrhunderts aus neun europäischen Ländern unter Leitung des Uelzener Kirchenmusikers Erik Matz, der in wohldosierter Folge Orgelkompositionen „einstreute“ – zur Erholung der Stimmen.
Mit zwei Chorsätzen des tschechischen Komponisten Petr Eben über die Vergänglichkeit der Geschlechter (De circuitu aeterno) und die Anrufung der Himmelskönigin (Salve Regina) steckten die kultivierten Stimmen den anspruchsvollen Horizont moderner Polyphonie beeindruckend ab.
Die Toccata a la Rumba nach dem Choral „Nun danket alle Gott“ hat der bedeutende österreichische Komponist Peter Planyavsky in südamerikanische Rhythmen „gehüllt“, von Erik Matz eindrucksvoll nachempfunden.
Die „Warnung an die Reichen“ aus dem Jakobusbrief hat der Schwede Thomas Jennefeldt zu einem chorischen Religions-Drama a cappella gestaltet. Facettenreich – Summen, Flüstersprache, Glissandi im Sopran bis zur aggressiven Steigerung – spürte das Ensemble dem ungewöhnlichen Chorsatz nach.
Ein Großmeister der französischen Organistik und Harmonielehre war Maurice Duruflé. Sein „Ubi caritas“ (Wo Barmherzigkeit und Liebe sind, ist Gott selbst) geht unter die Haut, wenn es so innig gestaltet wird wie vom Hugo-Distler-Ensemble.
Als „Zwischenmusik“ spielte Erik Matz liebliche „Mozart Changes“ des ungarischen Komponisten Zsolt Gardonyi mit den Klangfarben des 20. Jahrhunderts, gemischt mit Jazzelementen und denen eines Salonorchesters auf der Königin der Instrumente. Mit expressiv anschwellendem Wehklagen interpretierte das Ensemble „A Litany“ des Engländers William Walton. Der polnische Komponist Jozef Swider hat das „Halleluja“ mit dem „Laudate dominum“ durch einen Wechselgesang zu einem „Cantus gloriosus“ verschmolzen, vollendet vom Ensemble interpretiert.
Vital-besinnlich ist die Toccata des Franzosen Theodore Dubois. Wohlklingende Harmonien in fröhlich-heiterem Stil der Romantik kostete Erik Matz aus bis ins Detail. Im „Pater noster“ des deutschen Komponisten Max Baumann mit langsam anwachsender Dynamik bis zum stillen Gebet konnten sich die Stimmen noch einmal wunderbar entfalten.
„Jubilate Deo“ (Jauchzet dem Herrn alle Welt), ein anspruchsvoller Chorsatz des dänischen Komponisten John Hoybye, rundete das Konzert ab. Verhaltene Stille, bevor das sensible Auditorium seine Anerkennung nachhaltig bekundete für ein Vokalensemble, das sorgfältig von Erik Matz auf schwierige Chorsätze des 20. Jahrhunderts vorbereitet worden war – und unter seiner souveränen Leitung teilhaben ließ an der kirchenmusikalischen Reise durch Europa.


27. November 1998 – Landeszeitung Lüneburg

Hugo-Distler-Ensemble in Lüne
Ausgefeilte Wiedergaben

Kurz vor Beginn der hoffnungsfrohen Adventszeit erinnerte das Hugo-Distler-Ensemble noch einmal mit elegischen Klängen an das Ende des Kirchenjahres. Bei seinem Konzert in der Kirche des Klosters Lüne interpretierte der Kammerchor neben Werken seines Namensgebers auch Kompositionen von Henry Purcell, Benjamin Britten und Heinrich Schütz.
Hauptstück des Abends war Distlers „Totentanz“, eine Motette zum Totensonntag. Es ist von einem mittelalterlichen Wandbild in der Lübecker Marien-Kirche inspiriert, an der Distler seinerzeit als Organist und Kantor tätig war. Entsprechend der bildlichen Vorlage erschien in der Kirche der personifizierte Tod (Fritz Pommerien), der die verschiedenen Stände und Personengruppen in den Reigen des Totentanzes bat. Besonders markant trat aber im Gegensatz zu den harten Worten des Todes der wenig dramatische Gestus der Musik hervor. Statt dessen erklangen ein schon fast fröhliches „Auf, auf !“ oder schicksalsergebene Passagen.
Neben diesem Werk war Hugo Distler mit vier gefühlvollen Gedichtvertonungen Eduard Mörikes vertreten. Ähnlich anspruchsvoll wie die Motette stellte sich Benjamin Brittens „A Hymn To The Virgin“ dar, bei dem ein gregorianischer Choral und Brittens musikalische Anbetung der Maria nebeneinander erklingen.
Das Hugo-Distler-Ensemble zeichnete sich durchweg durch Präzision der Stimmen und ausgefeilte Lautstärkewechsel aus. Allerdings wurde eine Betonung auf die Frauenstimmen gesetzt und mit kraftvollen Akzenten gespart, so daß die Musik meist im sphärisch Schwebenden verblieb. Daß er mit seinem neuen Leiter Erik Matz, Kantor der Uelzener Marien-Kirche, auch auf musikalischer Ebene einen Konsens gefunden hat, bewies der ambitionierte Chor jedoch zweifellos – wenn das gemeinsame Repertoire auch nicht mehr für ein weiteres Stück als Zugabe reichte. (mai)


8./9. Juni 1998 – Bleckeder Zeitung

23. Musikalischer Frühling im Schloß Bleckede:
Liebe, Abschied, Sehnsucht – Matinee im Schloßsaal

Bleckede. 16 Sängerinnen und Sänger, ihr Chorleiter und die Pianistin verstanden es am Sonntag Vormittag die Zuhörer mit „Liedern um Liebe und Leid“ für eine Weile zu verzaubern.
Das Hugo-Distler-Ensernble Lüneburg unter der Leitung von Klaus-Rudolf Hachmann brachte Stücke von Brahms, Distler, Bartók, Dvorák, Hindemith und Schönberg überzeugend dar. Der Chorleiter führte sehr sensibel und gekonnt durchs Programm, passende Texte einstreuend. So gelang es ihm, interessante, ergänzende Informationen über die Komponisten und ihre Zeit zu vermitteln. Der jugendlich schwungvolle Chor gab mit guter Artikulation und harmonischem Zusammenklang eine angenehme Interpretation dieser anspruchsvollen Chormusik.
Die Pianist in Ulrike Engels begleitete den Chor zu den Stücken von Bartók und Dvorák einfühlsam und beschwingt. Es gelang ihr problemlos das Gleichgewicht zwischen Gesang und Klavier herzustellen.
Da die Veranstaltung wegen drohenden Regens vorsichtshalber in den Schloßsaal verlegt worden war, konnten die etwa 120 Zuhörer zwar nicht die frische Luft, doch aber die gute Akustik des Raumes genießen. Durch de weit geöffneten Fenster konnten sich auch noch ein paar Vogelstimmen mit auf die Aufnahme für den NDR schmuggeln, die während des Konzertes erstellt wurde... (I.T.)


9. Juni 1998 – Landeszeitung Lüneburg

Bleckeder Frühling: Matinee
Lieder um Liebe und Leid

Die Sonne schien zwar zufällig, auch schien die Wetterlage stabil. Trotzdem verzog sich die Matinee, eigentlich als Openair-Konzert geplant, in den Saal des Schlosses, der gerade noch reichte, die interessierten Hörer zu plazieren. Der „Musikalische Frühling“ in Bleckede präsentierte „Lieder um Liebe und Leid“, gesungen vom Hugo-Distler-Ensemble Lüneburg, dessen Leiter Klaus-Rudolf Hachmann ein höchst anspruchsvolles Programm zusammengestellt hatte: Es reichte von Werken der klassischen Komponisten der Moderne, Hindemith, Bartok und Schönberg, bis zu Brahmscher Romantik.
Im Mittelpunkt standen Lieder des Namens-Patrons Hugo Distler, dessen „Mörike-Chorliederbuch“ Schlüsselwerk der A-cappella-Literatur im 20. Jahrhundert ist. Der Chor interpretierte sie lautmalerisch, tänzerisch beschwingt in präziser Diktion. Bravourös wurde der Intention des Komponisten, die Lieder mit elementarer rhythmischer Kraft zu begaben, gefolgt, wobei die intime Lyrik der Geschichte nicht lädiert wurde.
Höchste mezza-voce-Kultur auch in den Liedern und Romanzen aus op. 93 von Johannes Brahms: Der Chor spürte die filigranen Strukturen auf, orientierte sich am Dichterwort, lotete jede Nuance des Textes aus, wurde nie pathetisch, weil die Lieder im Volkston zu singen sind, rhythmisch-elastisch mit einem Hauch von slawischer Sprödigkeit.
Volkstümlich auch vier slowakische Lieder von Béla Bartók, bei denen die Begleitung durch Ulrike Engels eine wichtige Rolle spielt: Die Pianistin hat Stimmungen vorzugeben, die von elegisch bis zu deftig-erotisch reichen. Ebenso selten zu hören die „Si Chansons“ von Paul Hindemith, a cappella und in französischer Sprache werkgetreu wiedergegeben. Dank geschickter Auswahl wurden Liebe und Leid spritzig und reflektiv beschworen.
Das nun zehn Jahre bestehende Lüneburger Ensemble hat sich die Aufgabe gestellt, das Liedgut des 16. und 17. Jahrhunderts zu pflegen. Der hohe künstlerische Standard wurde auch bei der Wiedergabe von Arnold-Schönberg-Liedern deutlich, sie wurden gefühlvoll und ausdrucksvoll gestaltet.
Zum Finale „Klänge aus Mähren“ von Antonin Dvorák, von böhmischem Temperament, von Vitalität und Musikalität erfüllt: Lieder, die so ins Ohr gingen, daß das Publikum begeistert Zugaben erbat und auch erhielt. (hsp)


3. Juni 1997 – Stendaler Volksstimme

Musikalisch hochklassiges Kammerkonzert in Tangermünde
Lüneburger Ensemble sang mit überzeugender Homogenität

Tangermünde (ukf). Im ersten großen Sommerchorkonzert der Kirchengemeinde St. Stephan Tangermünde war ein kammermusikalisch hochkultiviertes geschultes Sängerensemble aus Lüneburg, „Hugo Distler“, zu Gast.
...
Die Lüneburger Sängergemeinschaft unter Leitung von Rudolf Hachmann interpretierte die einzelnen Gesänge (der „Prophetiae Sibyllarum zu vier Stimmen“ ... des großen italienischen Komponisten Orlando di Lasso aus dem 16. Jahrhundert) ... mit überzeugender Homogenität, mit einem Ausdrucksvermögen, das ebenso auch die biblischen Geschichten meisterte, die Komponisten unseres Jahrhunderts, Ernst Pepping und Fritz Büchtger in Noten gesetzt haben.
Schwierig zu singende Harmonien klangen auf, die trotz ihrer Modernität in der kirchenmusikalischen Tradition aufgingen. Giuseppe Verdis „Pater noster“ vervollständigte die Kammerchor-Vortragspalette.
Dazwischen intonierte Kantor Christoph Lehmann ... Orgelwerke des 17. und 20. Jahrhunderts. Besonders die vom Namenspatron der Lüneburger stammenden vier Spielstücke Hugo Distlers rangen dem Zuhörer ein freundliches Schmunzeln ab. Sie wirkten wie verspielte Übungen zur Fingerfertigkeit des Organisten, zeigten aber gleichzeitig ein streng akkordisch durchdachtes Konstruktionsprinzip. Hier hörte man Kleinode der Orgelkompositionskunst.
Mit einem herzlichen Dankeschön verabschiedeten die Zuhörer die singenden Gäste aus der Heide. Das erste große Sommerkonzert in der Stephanskirche hat Interesse und Neugier auf weiter angekündigte Folgen geweckt.


20. August 1996 – Landeszeitung Lüneburg

Hugo-Distler-Ensemble glänzte
Prachtvolle Polyphonie

Eine Sternstunde geistlicher Chormusik bescherte das Hugo-Distler-Ensemble Lüneburg. Von Kantor Christoph Burkhardt Ende der 80er Jahre gegründet, durfte es als Namenspatron Hugo Distler wählen, weil es sich mit der Aufführung seines „Totentanzes“ zum 50. Todestag des Komponisten einen hervorragenden Ruf erwarb. Die frühere Kantorin an St. Nicolai, Paula Hyson, widmete sich so intensiv dem Chor, daß seine Aufführungen stets zum Erlebnis werden.
Diesmal stand das Werk des 1974 verstorbenen Frank Martin im Mittelpunkt, der zwar als zeitgenössischer Komponist gilt, aber aus dem Geist der Romantik schöpfte. Schwierig ist seine Messe für zwei vierstimmige Chöre zu realisieren, doch verstand es Paula Hyson, diese in exakter Stimmenführung auszubalancieren. Da die Einsätze sauber sind und Intonationssicherheit gegeben ist, entstand im „Kyrie“ ein reflektives Klangbild, einer Liturgie ähnlich. Herrlich, wie der Chor in sachtem Crescendeo prachtvolle Polyphonie entfaltet, das „Gloria“ wurde so durchsichtig wiedergegeben, daß die feinen Strukturen erkennbar blieben. Weil jede einzelne Stimme gefordert war, erwies es sich von Vorteil, daß das Ensemble in Herren- und Frauenstimmen gleich stark besetzt ist.
Schlicht aber expressiv gestaltet das „Credo“ mit leichten dramatischen Facetten bei der Schilderung von Tod und Auferstehung Jesu. In den fast rezitativischen Stellen, sprachlich ausgefeilt, das „Sanctus“, überstrahlt vom „Hosanna“.
Dazu paßten vorzüglich Motetten von Maurice Duruflé, in seinem „Ubi caritas“ wird die Liebe Gottes romantisch-schwärmerisch verklärt. Fast zu tonschön das „Tu es Petrus“, das „Tantum ergo“ geriet bei sorgfältiger Nuancierung nie süßlich. Für dreistimmigen Frauenchor schrieb Duruflé ein Marienlied, in dem die Interpretinnen Stimmenschulung bewiesen.
Klammer des klug zusammengestellten Programms waren „Timor et Tremor“ von Francis Poulenc und das „Vater unser“ von Franz Liszt. Erstaunlich genau traf das Ensemble den altkirchlichen Ton, fabelhaft nachempfunden von Poulenc.
Zwar schien eine Zugabe nach dem Gebet nicht angebracht, die bemerkenswert zahlreichen Zuhörer erzwangen sie durch endlosen Beifall dann doch. (hsp)


18. Mai 1993 – Landeszeitung Lüneburg

Hyson-Abschied – St. Nicolai:
Lichte, vertonte Predigten

Bevor das Hoch-Barock in seiner ausufernden Pracht nicht selten geistliche Botschaften in schönen Klängen ertränkte, beschränkten sich die Komponisten auf knappere Formen. Oratorien wurden meist wörtlich vom Text in Klang übersetzt und betonten den Gebetscharakter. Einige fast vergessene Werke des 17. Jahrhunderts stellte Kantorin Paula Hyson zusammen, studierte sie mit dem Hugo-Distler-Ensemble ein und brachte sie in Lüneburgs Nicolaikirche zur Aufführung.
Die Wiederentdeckung vor- und frühbarocker Kompositionen gehört zu den bemerkenswerten Kulturleistungen der vergangenen Jahre. Gerade in Lüneburg gab und gibt es auf dem Gebiet Impulse. Dem gut disponierten Ensemble gelang mit diesem Konzert ein Beitrag von Rang. Die Vokalisten ließen sich von Paula Hyson für den spezifischen Klang sensibilisieren. Die Intonation stimmte, die Tutti verschmolzen zu ausgewogenem Ton, die Soli konnten sich mühelos herauslösen. Begleitet von Chitarrone (Thomas Ihlenfeldt), Viola da gamba (Reinhard Tüting) und Orgelpositiv (Hyson) entwickelte sich ein kultiviertes, diszipliniertes und vitales Zusammenspiel.
Alle Werke atmeten lichtdurchflutete Leichtigkeit, immer überstrahlte der Erlösungsgedanke düstere Zeichen. Das waren narrative Predigten. Die Erzählungen belebten die Komponisten durch vielstimmige Raffinesse im Wechsel mit rezitativischen Solopassagen. Besonders Heinrich Schütz erweist sich als Könner des Metiers. Seine 1623 geschriebene Auferstehungs-Historia mit dem biblischen Osterbericht ist ein starkes Beispiel für die virtuose Beherrschung damaliger Ausdrucksmittel. Fred Wittnebel (Tenor) als Evangelist sorgte für lupenreinen Klang und Textverständlichkeit: eine komplexe Partie in ausgezeichneter Wiedergabe.
Mit dem Bassisten Matthias Gerchen übernahm Wittnebel den bewegten Dialog in Johann Rudolf Ahles „Es sei denn“, 1648 in Erfurt verfaßt. Ebenfalls geistliches Konzert ist Hammerschmidts „Erwecke dich, Herr“ (1639), das äußerst sublim interpretiert wurde. Zwei Oratorien rundeten den positiven Eindruck ab: „Saulus (1619) von Giovanni F. Anerio und die 1664 komponierten „Dialogo di Lazaro aus der Feder Domenico Mazzochis. Kleine Werke, aber große Raritäten, die das Hugo-Distler-Ensemble sicher zur Geltung brachte. Das gelungene Konzert war Ausstand von Paula Hyson. Die Kantorin arbeitet künftig freiberuflich. (hjr)


4. November 1992 – Landeszeitung Lüneburg

Konzert zum 50. Todestag Distlers
Eindinglicher Totentanz

Dem 50. Todestag von Hugo Distler, der sich am 1. November 1942 das Leben nahm, war ein Konzert in der Lüneburger Nicolaikirche gewidmet. Distlers „Totentanz“ und die „Musikalischen Exequien“ von Heinrich Schütz standen auf dem Programm, mit dem Organistin Paula Hyson aktuelle Akzente setzte.
Auch im Programmzettel wurde an Aktualität erinnert, an die Aufarbeitung der Geschichte der (Kirchen-)Musik im Dritten Reich, an Hungersnöte und Kriege, an die Verwüstung unseres Planeten. Aktualität, ausgelöst angesichts der Begräbnis-Missa von Schütz, die in einer von den Grauen des 30-jährigen Krieges gezeichneten Zeit entstand.
Eine würdevolle, halb szenische Aufführung des Totentanzes, den der damalige Lübecker Jacobi-Kantor Distler 1934 schrieb, inspiriert von einem mittlerweile vernichteten Wandgemälde aus dem Jahre 1463 in der Marienkirche Lübeck, gelang Paula Hyson und dem Hugo-Distler-Ensemble. Die ins Hochdeutsche übertragenen Verse, die einst unter der Wandmalerei zu finden waren, kombiniert mit Sprüchen aus dem „Cherubinischen Wandersmann“ des Angelus Silesius von 1657, sind transparent, polyphon komponiert, durchsetzt mit Stilmitteln des Frühbarock und früherer Jahrhunderte. Das Werk verfehlte seine unmittelbare Wirkung nicht: Der „Tod“ ging um, mit Kapuzenmantel und Laterne, aus verschiedenen Ecken des nur kerzenbeleuchteten Kirchenschiffs seine eindringlichen Worte rezitierend.
Menschen aller Altersgruppen und Gesellschaftsschichten bittet er zum Tanz, sie wurden von Choristen dargestellt. Zwischen diesen gesprochenen Dialogen forderten die durchweg schlanken, klaren Stimmen des lupenrein intonierenden Chores zu Meditation und Einkehr auf.
Schütz’ „Exequien“ sind ein Auftragswerk des Fürsten Heinrich von Preußen, der sich zu Lebzeiten Bibelworte auf seinen Sarkophag schreiben ließ, dazu eine Motette über den Leichenpredigt-Text und einen musikalischen Dialog zwischen dem Chor der Hinterbliebenen und einem in die Ferne beorderten „Hochchor“, der die abgeschiedene Seele mit zwei Seraphinen repräsentiert. Ein Gesang der entrückten Seelen beendet das Szenarium, das von Paula Hyson vom Orgelpositiv aus behutsam wie exakt geleitet und vom Hugo-Distler-Ensemble und vier Instrumentalisten dynamisch interpretiert wurde. (aut)


9. Dezember 1991 – Landeszeitung Lüneburg

Das Hugo-Distler-Ensemble sang Renaissance-Musik
Bekanntes und Rares zum Advent

Im Konzertangebot Lüneburgs eine attraktive Nische zu entdecken, ist nicht leicht. Sie dann auch noch zu füllen, erfordert Fleiß und Ausdauer. Paula Hyson bringt dafür gute Voraussetzungen mit. Die neue Kantorin in St. Nicolai versucht es mit Renaissancemusik und Werken des Frühbarock, gleich mehrere Veranstaltungen in rascher Folge sollen Signale in die lokale Kulturszene schicken. Zum Advent sang das Hugo-Distler-Ensemble Kompositionen aus dem 16. und frühen 17. Jahrhundert, begleitet von einem Instrumentalisten-Septett.
Klein ist der Chor, nur 16 Stimmen müssen die Kirchenschiffe durchströmen. Hyson erliegt nicht der Gefahr, geringe Quantität durch Dauerforte zu kaschieren. Stattdessen schult sie das vorhandene Material und lenkt ihre Aufmerksamkeit auf individuelle Betreuung. Die Konsequenz kann sich hören lassen: Alle Ensemble-Mitglieder achten besonders konzentriert auf Akzentuierung und Homogenität. Nervosität bleibt erfreulicherweise auf der Strecke. Entsprechend klar sind die Töne, der Klang könnte noch etwas voller sein. Wie engagiert jedoch gearbeitet wurde, spürten die zahlreichen Besucher schon beim ersten Stück. „Vox clamantis in deserto“ von Jacobus Gallus beschrieb die Qualitäten des Ensembles unmißverständlich, später ebenso „Nun komm der Heiden Heiland“ oder „Quem pastores laudavere“.
Zwischendurch gönnte die Kantorin und Organistin den Vokalisten einige Atempausen, das bedeutete hohen Einsatz der Musiker, was allerdings gelegentliches Holpern nicht verhinderte. Zwei Instrumentalkompositionen von Frescobaldi ergänzten das Programm, mit Zink und Basso Continuo, beziehungsweise Violine, Posaune und Orgel ungewöhnlich besetzt.
Einige Werke dieser atmosphärisch dichten Weihnachtsmusik gehörten zum gängigen Repertoire, „In dulci jubilo“ zum Beispiel. Daneben gab es Raritäten, unter anderem die Missa super „Angelus ad pastores“ von Praetorius. Kyrie und Gloria sang das Ensemble zweichörig, ein Prüfstein, der für die Interpreten nicht zum Hindernis geriet. Im Gegenteil: Gerade hier zeigte sich beachtliches Niveau, wozu vor allem die modulationsfähigen Stimmen zählen. (hjr)


27. Februar 1990 – Landeszeitung Lüneburg

Das kleine, aber feine Hugo-Distler-Ensemble sang in St. Nicolai Lüneburg
Qualität statt Quantität

Nur selten kümmern sich Lüneburgs große Kantoreien um die Kammermusik. Christoph Burkhardt nutzte die bescheideneren Entfaltungsmöglichkeiten in St. Nicolai und setzte verdienstvoll auf diesem Gebiet Akzente. Kurz vor seinem Berufswechsel nach Wien kam noch einmal das Hugo-Distler-Ensemble zu Wort, unterstützt von gut disponierten Instrumentalisten. Ein Konzert an der Nahtstelle zwischen ausgelassenen Tagen und Passionszeit: Barocke Werke im theologischen Umfeld von nachdenklicher Gebetshaltung und fröhlichem Lobpreis. Vier kürzlich ausgegrabene Kompositionen des früheren Nicolaikantors Johann Jakob Löw von Eisenach verliehen dem Programm seinen besonderen Reiz.
"Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir“, die Schütz-Motette, galt der Einstimmung. Eindringlich, mit dramatischem Impetus gestaltete der kleine, homogene Chor den Leitgedanken, ließ sich aber bald von den Musikern zudecken. Die Trompeten sorgten für eigentümliche Festlichkeit, und die Vokalisten rangen um Textverständlichkeit. Burkhardt brauchte jedoch nicht lange, bis Koordinationsprobleme ausgeglichen wurden. Spätestens in Scheins fünfstimmigem „Zion spricht“ hatte er beide Klangkörper fest in der Hand und machte deutlich: Hier ging intensive Probenarbeit voraus, verschmolzen sichere Technik und Partiturstudium zu Verinnerlichung, die angenehmste Konzertatmosphäre garantierte.
Kein artiges Vom-Blatt-Spiel erwartete die zahlreichen Besucher, sondern beherztes, teilnehmendes Agieren. Frische, Lebendigkeit, aber auch Empfindsamkeit zeichneten die Vorträge aus. Löw von Eisenach stand im Zentrum: Nicht sensationell sind dessen Stücke, jedoch ansprechend, zum Teil sogar raffiniert – veredelte Gebrauchsmusik. Die Sonata gefiel durch wohltemperierten Pianoklang, während die Capriccen für zwei Trompeten und Generalbaß Feuer sprühten. Burkhardt differenzierte, bemühte sich mit Erfolg um Ausgewogenheit. Im geistlichen Konzert „Ich will den Herren loben allezeit“ bewältigte Tenor Christoph von Heymann den Solopart mit schlank geführter Stimme. In „Gustate et videte“ verbanden sich Holger Lorkowsky (Baß) und Hans Hitzeroth (Bariton) mit dem Sänger zu einem kraftvollen Terzett, wobei die Musiker das Vokaltrio erfreulich dezent begleiteten.
Ebelings getragenes Abendlied „Der Tag mit seinem Lichte“ sowie die Bach-Motetten „Fürchte dich nicht“ und „Lobet den Herrn, alle Heiden“ nahmen wieder den Chor in die Pflicht. Abgesehen von seltenen, rasch korrigierten Wackelkontakten gelangen den Ausführenden präzis angemessen kolorierte und konzentriert durchgeführte Interpretationen ohne Schnörkel. Qualität ersetzte dabei stets fehlende Quantität. (hjr)


27. Februar 1990 – Landeszeitung Lüneburg

Keisers „Markuspassion“ als lohnende Ausgrabung

Stehen Händel oder Bach mit ihren Messen und Oratorien ins Haus, brauchen Veranstalter selten mangelndes Publikumsinteresse zu befürchten. Anders ist es bei weniger bekannten Komponisten, obwohl für Raritäten in einer kulturbeflissenen Stadt wie Lüneburg Neugier zu erwarten wäre.
Kantor Christoph Burkhardt versuchte es mit Reinhard Keisers „Markuspassion“ in St. Nicolai und konnte gut 100 Zuhörer registrieren. Diese erlebten ein ambitioniertes Projekt, das von Orchester, Hugo-Distler-Chor und Gesangssolisten mit überzeugendem Engagement verwirklicht wurde. Die letzten Tage des Jesus von Nazareth: eine eng an den Bibeltext geknüpfte Stationsbeschreibung zwischen Gethsemane und Golgatha.
So ziemlich alles, was Keiser jemals zu Papier brachte, verstaubt heute in Archiven. Erstaunlich, denn um 1700 war der frühere Thomaner Norddeutschlands Operntrendsetter. Mit besonderer Leidenschaft durchforstete er die griechische Mythologie und vertonte Geschichten von Adonis bis Circe. Mehr als hundert Werke bescherte er Hamburgs Theater und es ist darum wenig verwunderlich, daß auch seine Markuspassion das Zeug zu szenischer Umsetzung hat. Da gibt es neben den häufigen Rezitativen des Tenor-Erzählers recht üppig bewegte Chöre, die mit dramatischem Impetus mal die Position der Gegner, dann die der Anhänger Jesu einnehmen. Sehr bildhaft geschieht dies, ähnliches läßt sich von den (raren) Arien behaupten.
Oft vitalisiert Keiser die musikalisch spröden Passagen des Chronisten durch eingefügte Dialoge der handelnden Personen, Petrus und Pilatus, Jesus selbst, der Hohepriester, aber auch namenlose Zeitzeugen mischen sich in die Rezitative. Das erhöht die Spannung und stellt den Leiter vor das Problem, gleich etliche Solisten aufbieten zu müssen. Burkhardt aktivierte dazu einen Teil des Chores und fand besonders in Hanns-Martin Fischer (Tenor) und Hans Hitzeroth (Altus) aufmerksame Mitstreiter, die sich ihren Aufgaben voll gewachsen zeigten.
Der größte Part der Passion ist dem Tenor vorbehalten, mit Christoph von Heyrnann war der allgegenwärtige Erzähler respektabel, streckenweise bemerkenswert gut besetzt: Intonationssicherheit und klare Artikulation zeichneten den Sänger aus.
Holger Lorkowski (Baß) übernahm die Jesus-Worte und gefiel durch kräftiges, klug schattiertes Timbre und meist hinreichende Textverständlichkeit. Etwas blasser wirkte der Alt von Carola Bach, sie hatte vor allem in den tieferen Lagen Schwierigkeiten mit der Dynamik, verfügte aber über eine tragende, modulationsfähige Mitte. Sehr ökonomisch setzte schließlich Ulrike Joeris ihren schlank, jedoch nie zaghaft geführten Sopran ein. In der balladenhaften Arie „0 Golgatha, Platz herber Schmerzen“ hatte sie ihren besten Auftritt.
Das Hugo-Distler-Ensemble: Ein junger Chor mit frischen, unverbrauchten Stimmen und nötigem handwerklichen Können, um auch schwierige Teile mit Elan zu meistern. Das von Reinhard Keiser als Kontrast zum Sprechgesang geforderte „con moto“ in den Massenszenen gelang durchweg passabel, oft sogar trefflich wie im komisch (= chorisch ?) geprägten Finale.
Das Orchester überließ dem Text stets Vorrang, hielt sich dezent zurück, blieb im Klang geschmeidig und im Zusammenspiel homogen. Christoph Burkhardt hielt die einzelnen Gruppen meist fest im Griff: Ein Dirigent mit sensiblem Gespür vor allem für die leisen Töne. – Keisers Markuspassion reiht sich nicht in die ganz großen Werke des Barock ein, dennoch hat diese um Authentizität bemühte Produktion ihr Recht, irgendwann vor hoffentlich mehr Publikum wiederholt zu werden. (hjr)


10. Dezember 1988 – Landeszeitung Lüneburg

Hugo-Distler-Ensemble sang für amnesty
Abend der leisen Töne

Einem guten Zweck diente das Konzert des aus Lüneburger Musikern gebildeten Hugo-Distler-Ensembles in der Altstadtdiele: Statt eines Eintrittsgeldes wurde von Zuhörern eine Spende für „amnesty international“ erbeten.
Katja Asmussen, Petra Blank, Silke Wendt, Silke Feltrup, Sabine Gröpper, Peter Kanehls, Hanns-Martin Fischer, Hans Hitzeroth und Christoph Burkhardt bestritten den ersten Teil mit Madrigalen der Renaissance in stilechten Kostümen, ganz im Einklang mit dem historischen Raum. Locker und amüsant schickte Christoph Burkhardt den Gesängen einige erläuternde Worte voraus, die Persönlichkeit und Umfeld der Komponisten und deren Werke etwas beleuchteten.
Die Musik der leisen Töne eröffnete John Dowlands „Come away, come sweet love“, ein zärtliches, süßes Liebeslied, gefolgt vom fast übermütigen „Villanella alla Niapolitana“, die den springlebendigen Dreiertakt der Galliarde aufnimmt. Dazu wirkungsvoll kontrastierend: Die Klage „Lasciate mi morire“ aus Monteverdis verschollener Oper „L'Arianna“ (1608), die deutlich jene „seconda prattica“ aufzeigt, die zugunsten des Ausdrucks damals gültige Regeln verletzt. Freie Dissonanzen, beweglicher Rhythmus und Worthervorhebungen kennzeichnen Monteverdis Kunst. Madrigale aus Pierre Attaignants Sammlung, von Pierre Certon (eine spaßige Eheauseinandersetzung), Toinot Arbeau, J.H. Schein, bei dem die Mönche über Tische und Bänke springen, weil „der Abt, der reit“, schlossen sich an. Das niederländische „Ik zeg adieu“ von Georg Forster beschloß den ersten Teil.
Lieder aus Hugo Distlers „Mörike-Chorliederbuch“ setzten das Programm fort. Distlers herb-spröde Klangsprache – „kammermusikalisch, zerbrechlich“ nannte sie Burkhardt – verlangt weit geöffnete Ohren, die den fein gesponnenen melodischen, rhythmischen und harmonischen Verästelungen aufmerksam folgen. Das erschließt sich kaum beim ersten Hören, wenn sich nicht überhaupt an diesem übersensiblen, um nicht zu sagen manirierten Stil die Geister scheiden.
Die intimen Gesänge wurden vom Distler-Ensemble sorgsam, mit zurückhaltendem Ton interpretiert. Der Beifall in der überfüllten Altstadtdiele war dementsprechend herzlich. (ulv)